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Wirtschaft: "Guck mal, was ich gekocht habe"

Keine Lust, den ganzen 24. Dezember in der Küche zu verbringen, um schwitzend und schimpfend ein opulentes Mahl für den Heiligen Abend zu kreieren?

Keine Lust, den ganzen 24. Dezember in der Küche zu verbringen, um schwitzend und schimpfend ein opulentes Mahl für den Heiligen Abend zu kreieren? Kein Problem. In Berlin gibt es inzwischen eine ganze Reihe Caterer, die das Weihnachtsessen bis auf den Tisch liefern. Manchmal sogar noch warm. Und im Ausnahmefall sogar dann noch, wenn die Bestellung erst am Morgen des Heiligen Abends eingeht.

Für Matthias Pernach wäre das allerdings ein bisschen spät. Der Koch hat seine Bestellungen schon in der vergangenen Woche entgegengenommen. An diesem Wochenende, während andere längst die Geschenke einwickeln, geht in der Küche, fängt an zu schnippeln und zu brutzeln, zu rühren und zu kochen. Traditionelle Weihnachtsküche gibt es bei ihm aber nicht. "Gans und Truthahn? Die will doch gar keiner mehr", sagt Pernach. Das mag auch an seinen Kunden liegen: Bei ihm bestellt, sagt er, der gehobene Mittelstand, oft Pärchen, beide berufstätig, meist ohne Kinder.

Ihr Geschmack ist ziemlich eindeutig: "Meistens sehr fischig" wollen seine Kunden am Heiligen Abend essen, sagt der Koch. Nicht irgendeinen Fisch (wer will schon den Heiligen Abend mit einem Hering verbringen?) - nein. "Hummer und Seezunge sind beliebt, und auch Austern dürfen auf keinen Fall fehlen", sagt der Weihnachtskoch. Nach der kalten Vorspeise gibt es dann wahlweise zwei Hauptgänge, anschließend ein weihnachtliches Dessert. Wonach das schmecken muss, wissen wir noch aus Kindertagen: nach Zimt. Also rührt der Koch Zimt in seine Mousse aux chocolat. Und auch die Bayerische Creme kommt um die Prise Zimt nicht herum. Schwer und teuer darf das Menu gerne sein, denn "an Weihnachten gucken die Leute weder auf die Kalorien noch auf die Preise", sagt Pernach. Wirtschaftskrise hin oder her. Dabei sind seine Preise noch moderat: 48 Mark berechnet der Ein-Mann-Koch pro Person, dafür liefert er seine Kreationen auch noch nach Wunsch-Zeitplan aus. Da gibt es ganz andere. Das KaDeWe, zum Beispiel. Hier gibt es so ziemlich alles. Besonders beliebt, nach Auskunft des Herrn über die sechste (Feinschmecker-)Etage: Die kalte Hausplatte, für 87 Mark 50 pro Magen. Darauf türmen sich gegrillte Riesenschrimps aus Borneo, Aalfilet, malaysische Langusten, garnierte Rehsteaks und ein bisschen Wild. Die nicht minder gediegene Alternative: Hummerplatte (für 110 Mark pro Person) oder Spezial-Langusten (135 Mark). Zum Hauptgang reicht das KaDeWe dann vorwiegend Geflügel. Der Weihnachtsklassiker - ganze Enten mit Grünkohl, Rotkohl und Klößen - kostet 225 Mark, berechnet für eine fünfköpfige Festgesellschaft. Da kann auch die Oma noch satt werden.

Nicht minder köstlich der Nachtisch. Die weihnachtliche Eisbombe (58 Mark) oder eine Weihnachts-Ingwer-Creme mit Schoko-Mint-Sauce (48 Mark). Für die über 2000 Bestellungen rackern 150 Köche und Konditoren auch am Wochenende in der KaDeWe-Küche. Ausgeliefert werden die Festdinners am Montag ab sieben Uhr morgens.

Wem auch das KaDeWe nicht exquisit genug ist - nicht verzweifeln. Für solche Fälle gibt es Kropp, Fisch-Delikatessenhändler aus Neukölln. Der Einsteigerpreis ist harmlos - 16 Mark 50 für Aalfilet und Scholle, "aber nach oben sind keine Grenzen gesetzt", sagt Mitarbeiterin Ines Herzog. Kropp steht auch Spätentschlossenen bei: Selbst, wer am Morgen des 24. Dezember bestellt, bekommt Hummer, Languste oder Wildlachs "unter Umständen" noch bis um 16 Uhr ins Haus geliefert. Die Steigerung: ein Unternehmen mit dem Namen "Dell - Catering for Stars". Vielleicht sind damit die Hausfrauen gemeint, denen der Caterer Gans oder Ente am Weihnachtsabend bratfertig auf den Küchentisch stellt. "Da kann die Hausfrau dann sagen: guck mal, was ich gekocht habe", sagt Dell-Geschäftsführer Christoph Geisler. So werden Stars gemacht.

Maren Peters

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