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Günter Braun: Mäzen und graue Eminenz

Ein Nachruf auf den früheren Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, Günter Braun.

Er war ein Bürger und liebte diese Stadt. So ließe sich in knappester Form umschreiben, was Günter Braun, der am vergangenen Donnerstag nach langer Krankheit im Alter von 80 Jahren gestorben ist, zu einer denkwürdigen Gestalt im Berlin der vergangenen Jahrzehnte machte.

Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer war in den zwei Jahrzehnten seiner Amtszeit zwischen 1969 und 1990, in denen die Lage der Stadt gerade wirtschaftlich höchst prekär war, eine verlässliche, Richtung gebende Instanz; jeder Regierende Bürgermeister hätte ihn gern im Senat gehabt.

Eine graue Eminenz, zu der man empfohlen wurde, wenn man nach Berlin kam, war er ohnedies. Denn Braun war nicht nur Ökonom. In dem Horizont seines Lebens wohnten Kultur und Bildung, Wissenschaft und Bürgersinn einträchtig beieinander.

Diese Potenz entfaltete sich nach seinem Ausscheiden aus dem Beruf zu einer eigentlichen Berufung. Braun und seine Frau wurden zu Mäzenen ganz eigener, unverwechselbarer, nämlich unauffälliger, aber höchst bewusster Façon. Mit Vorliebe förderten sie, wo es Anstöße brauchte und Zeichen gesetzt werden mussten – Kataloge junger Künstler und Gastprofessuren für osteuropäische Kunsthistoriker, Museumsführer für Kinder und die Wiederentdeckung von James Simon, dem Mäzen der Museumsinsel.

Aber Braun engagierte sich auch für die Klein-Glienicker Kapelle und die Versöhnungskirche an der Bernauer Straße. In alledem drückte sich eine generöse, ganz uneitle, liebenswürdige Menschlichkeit aus. Aus seiner Sicht war „das Fördern-Können und Fördern eine Art Privileg, aber dann auch gleich eine Verpflichtung“. Ihr Mäzenatentum war für ihn und seine Frau, so bekannte er einmal, eine Form des Dankes an Berlin, für die berufliche Erfüllung und die Fülle ihrer Möglichkeiten. Dass er seit langem dort fehlte, wo man ihn regelmäßig sah, bei Konzerten, Ausstellungen und Vorträgen, war nicht zu übersehen gewesen. Für seine Freunde und Bekannten ist es bitter, hinnehmen zu müssen, dass er dort nun auf immer fehlen wird. 

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