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Wirtschaft: Gütersparte der Bahn in Bedrängnis Railion-Sanierung stockt wegen harter Konkurrenz

Düsseldorf Der wachsende Wettbewerb im Schienengüterverkehr und der Preisverfall im Transportmarkt gefährden den Sanierungskurs der Güterbahn Railion AG. Die Tochter der Deutschen Bahn rollt immer tiefer in die roten Zahlen, nachdem sie bereits vor der Bekanntgabe der Bilanz am 25.

Düsseldorf Der wachsende Wettbewerb im Schienengüterverkehr und der Preisverfall im Transportmarkt gefährden den Sanierungskurs der Güterbahn Railion AG. Die Tochter der Deutschen Bahn rollt immer tiefer in die roten Zahlen, nachdem sie bereits vor der Bekanntgabe der Bilanz am 25. Mai einen zweistelligen Millionenverlust für 2004 angekündigt hatte. Nach Handelsblatt-Informationen aus Arbeitnehmer- und Gewerkschaftskreisen erzielt Railion nach einem dramatisch schlechten Geschäftsverlauf in den vergangenen Monaten lediglich noch in einem Drittel des Geschäfts schwarze Zahlen. Eine mittelfristige Gewinnplanung musste um 200 Millionen Euro nach unten korrigiert werden, hieß es. Mit über drei Milliarden Euro Umsatz ist die Güterbahn die zweitstärkste Sparte im Schienengeschäft der Bahn.

Ein Unternehmenssprecher wollte sich zu den Zahlen nicht äußern. Er verwies auf die bisherige Planung, Railion 2006 in schwarze Zahlen zurückzuführen. Der Europa-Bevollmächtigte des Konzerns, Joachim Fried, hatte jüngst aber auf die prekäre Lage der Güterbahn hingewiesen. Railion verliere stark Marktanteile im lukrativen Segment der „Ganzzüge“, die ohne Rangiermanöver meist auf internationalen Langstrecken fahren. Daher müsse die Bahn den aufwendigen, defizitären Einzelwagenverkehr „neu betrachten“. Es werde in Zukunft „immer weniger möglich“ sein, das Einzelwagengeschäft über Quersubventionen zu finanzieren. Das bedeute den Abschied vom Transport individuell beförderter Waggons. Dieser macht 50 Prozent des Umsatzes bei Railion aus. Fried: „Das ist ein Prozess, der diametral gegen die politische Forderung nach mehr Verkehr auf die Schiene läuft.“

Ein Rückzug aus dem Einzelwagen-Geschäft sei „verkehrspolitisch falsch“, sagte der Chef der Eisenbahner-Gewerkschaft GDBA, Klaus-Dieter Hommel, dem Handelsblatt. Die Politik versäume es, die Rahmenbedingungen für mehr Verkehr auf der Schiene zu schaffen. Dazu gehöre eine Erhöhung der Lkw-Maut. Zum Erhalt des Einzelwagenverkehrs müsse der Bund Geld für die Modernisierung der Rangierbahnhöfe zur Verfügung stellen.

Auch die Expansionsstrategie von Railion steht mangels Finanzkraft offenbar zur Disposition. Nachdem Railion die Güterbahnen der Niederlande und Dänemarks übernommen hatte, gab es keine weitere Großakquisitionen. In Branchenkreisen heißt es, bei den beiden Töchtern gebe es ähnliche Probleme wie bereits früher bei der Bahnreform in Deutschland. Ein Sprecher wollte einen Strategiewechsel nicht bestätigen. ek/HB

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