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In vollen Zügen. Straßen und SChienen kommen an ihre Kapazitätsgrenzen.

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Gütertransport: Regierung will zügigen Verkehr

Die Bundesregierung will erreichen, dass der Verkehr auf Straßen, Schienen, Flughäfen und Kanälen besser fließt. Geld für neue Autobahnen oder Schienen hat der Bund aber nicht.

Berlin - Die Bundesregierung will erreichen, dass der Verkehr auf Straßen, Schienen, Flughäfen und Kanälen besser fließt. Auf diese Weise hofft sie, das prognostizierte Wachstum des Güterverkehrs in den kommenden Jahren in den Griff zu bekommen. „Wir können nicht einfach linear Infrastruktur zubauen“, sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) am Montag in Berlin. Das scheitere schon am mangelnden Geld und an der Akzeptanz in der Öffentlichkeit. Er plädierte unter anderem für längere Lastwagen und Güterzüge, mehr Verkehrsleitsysteme auf den Autobahnen und eine Stärkung des kombinierten Verkehrs auf Straße und Schiene.

„Ich glaube nicht, dass wir am Flughafen Frankfurt am Main eine fünfte Startbahn bauen oder Autobahnen auf zehn oder zwölf Spuren erweitern können“, sagte der Minister. 30 Maßnahmen haben sich seine Beamten ausgedacht und sie in einem „Aktionsplan Güterverkehr“ zusammengefasst. Die Verkehrslobbyisten zahlreicher Verbände und Unternehmen durften ebenfalls ihre Wünsche äußern. Ramsauer nimmt an, dass der Güterverkehr bis 2025 um bis zu 80 Prozent zunimmt. „Ich bin angetreten, Verkehr zu ermöglichen, nicht zu verhindern“, erklärte er. Geld für den Ausbau hat er allerdings nicht – acht geplante Schienenprojekte strich er kürzlich aus seinem Bauplan, für zahlreiche weitere ist in den kommenden Jahren nicht genügend Geld vorhanden. Für die Wirtschaft hat der Verkehrsfluss eine hohe Bedeutung: Staus verursachen hohe Schäden, zudem sind Güterverkehr und Logistik mit einem Umsatz von 200 Milliarden Euro der drittgrößte Wirtschaftszweig des Landes.

Die Autobahnen sollen bis 2015 durch den Bau von Telematiksystemen auf 1350 Kilometern Streckenlänge gestärkt werden. Diese können über Staus, schlechtes Wetter oder Umleitungen informieren. Vorgesehen ist das für stark befahrene Abschnitte wie die A 3 bei Leverkusen, die A 5 (Alsfeld–Hattenbacher Dreieck), die A 8 (Leonberg–Wendlingen) und die A 9 (Holledau–Neufahrn).

In vollen Zügen. Straßen und Schienen kommen an ihre Kapazitätsgrenzen. Noch mehr Staus und Engpässe könnten aber der Wirtschaft empfindlich schaden.
In vollen Zügen. Straßen und Schienen kommen an ihre Kapazitätsgrenzen. Noch mehr Staus und Engpässe könnten aber der Wirtschaft empfindlich schaden.

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Auch ein besseres Baustellenmanagement soll helfen, Staus zu vermeiden. Anreize für die Baufirmen, etwa Boni bei vorzeitiger Fertigstellung oder Strafen bei Verzögerungen, könnten die Bauzeiten verkürzen. Hoffnungen setzt das Verkehrsministerium zudem in einen Feldversuch mit sogenannten Lang-Lkws. Das sind Lastwagen, die mit gut 25 Metern Länge und bis zu 44 Tonnen Gewicht größer und schwerer sind als die heute zugelassenen Fahrzeuge. Bei diesem Versuch wollen aber nur sieben Bundesländer mitmachen. Grund: Die Gegner der Lang-Lkws fürchten, dass die Infrastruktur leidet, Unfälle folgenschwerer werden und noch mehr Güter auf der Straße transportiert werden.

Auch für Frachtzüge ist ein Modellversuch geplant. Statt 750 Metern soll die maximale Länge künftig bei 835 Metern liegen. Damit mehr Güter in Zukunft per Bahn transportiert werden, gibt das Verkehrsministerium künftig 80 Millionen Euro für Verladeterminals aus, auf denen Lkw-Anhänger auf Güterwaggons verladen werden – im vergangenen Jahr waren es 54 Millionen. Hier sei es möglich, pro Jahr eine Million Tonnen Kohlendioxid einzusparen, hofft Ramsauer. Derzeit werden nur etwa 17 Prozent aller Güter auf der Schiene transportiert und 70 Prozent auf der Straße.

Mehrere Verkehrsverbände warfen Ramsauer eine einseitige Förderung des Lkw-Verkehrs vor. Der Verband der Verkehrsunternehmen, die Bahnindustrie und die „Allianz pro Schiene“ kritisierten, Güterverkehr werde praktisch mit Lkw-Verkehr gleichgesetzt. Zwar werde noch eine Verlagerung auf Schiene oder Wasserstraße erwähnt, in den konkreten Punkten des Konzepts finde sich dies aber nicht wieder.

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