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Wirtschaft: Gut gepolstert

Helme sind in den Skigebieten salonfähig geworden / Mittlerweile tragen immer mehr Wintersportler den Kopfschutz auch ohne Pflicht

Berlin - Die meisten Skifahrer schützen ihren Kopf mittlerweile mit einem Helm. Der Sicherheitsexperte des Deutschen Skiverbands (DSV), Andreas König, schätzt, dass bis zu 75 Prozent der Erwachsenen einen Skihelm auf der Piste tragen. „Ein Kind, das keinen Helm aufhat, muss man suchen“, sagt König. Besonders in den klassischen Skigebieten habe sich der Kopfschutz etabliert, und der Anteil der Kopfverletzungen bei Skiunfällen sei zurückgegangen. Nach Ansicht des Skiverbandes ist daher auch keine gesetzliche Helmpflicht nötig.

Nach Angaben der Auswertungsstelle für Skiunfälle der ARAG Sportversicherung ist der Anteil der Kopfverletzungen in der Saison 2009/10 auf 8,8 Prozent (Vorsaison 10,0 Prozent) gesunken.

Zum einen habe sich das Sicherheitsbewusstsein der Menschen verbessert, sagt König. Besonders seit dem Skiunfall des ehemaligen Thüringer Ministerpräsidenten, Dieter Althaus, sei es deutlich gestiegen. Althaus kollidierte am Neujahrstag 2009 auf einer Skipiste in Österreich mit einer 41-jährigen Frau, die kurz darauf ihren Verletzungen erlag. Der CDU-Politiker erlitt schwere Kopfverletzungen.

Zum anderen sei der Skihelm salonfähiger geworden. In den vergangenen drei Jahren habe dieser sich enorm entwickelt: „Schaut besser aus und ist deutlich passfähiger und leichter geworden“. Die Hersteller böten nicht mehr so schwere Hartschalenhelme an wie früher.

Wie in Deutschland ist der Kopfschutz auch in der Schweiz, in den USA, in Frankreich, in Schweden und in Kanada nicht Vorschrift. In Schweden werden Kinder ohne Helm jedoch nicht mit dem Skilift befördert. In Kroatien, Slowenien und Österreich hingegen ist der Helm für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre Pflicht, in Italien bis 14 Jahre, in Niederösterreich sogar für Erwachsene. In Italien droht bei Nichteinhalten der Entzug des Skipasses und ein Bußgeld von bis zu 200 Euro.

Der Stiftung Sicherheit im Skisport (SIS) zufolge lässt sich mit Helm ein Großteil aller Kopfverletzungen im alpinen Skisport vermeiden, etwa leichte Gehirnerschütterungen und Schürfwunden. Kinder sollten grundsätzlich Kopfschutz tragen, weil sie leichter von anderen Skifahrern übersehen und umgefahren werden können.

Der nach eigenen Angaben größte europäische Helmhersteller für Freizeitsport, Uvex, verzeichnete in den vergangenen drei Jahren einen „sensationellen“ Verkauf von Skihelmen. „Der Superhype seit dem Althaus-Unfall geht in dieser Saison zwar spürbar zurück, der Umsatz ist aber immer noch überdurchschnittlich“, sagt Geschäftsführer Werner Grau. Der Verkauf von Helmen im Ski-, aber auch Radsportbereich habe sich verfünffacht. Uvex verkauft laut Grau europaweit zwei Millionen Skihelme pro Jahr.

Sicherheitsexperten raten, bei der Anprobe von Skihelmen den Kopf zu schütteln, denn der Helm sollte bequem sitzen, ohne zu wackeln. Die Polsterung der Ohrpads sollte das Hören nicht stark beeinträchtigen. Weiterhin raten Sicherheitsexperten, beim Kauf seine Schnee- und Sonnenbrille dabeizuhaben und darauf zu achten, dass der Gesichtsausschnitt des Helms nicht zu klein ist. Wintersportler sollten auch überprüfen, ob das Nackenband den Helm in der Schusshocke nicht nach vorne schiebt, so dass die Brille auf die Nase drückt.

Der Sicherheitsdienstleister TÜV Süd warnt davor, defekte Helme weiter zu tragen. Diese könnten nicht mehr hundertprozentig schützen. Nach einem schweren Sturz oder auch nach drei bis fünf Jahren sollte ein Skihelm somit unbedingt ausgetauscht werden. Bei einem Sturz könnten sich feine, teils unsichtbare Risse bilden. Auch altere das Material durch häufige Verwendung, Feuchtigkeit, Schweiß und hohe UV-Einstrahlung in den Bergen relativ schnell. dpa

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