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Nicht einfach gestrickt. Energieeffizienz ist ein wichtiges Thema für Hausbesitzer, Wohnungsbaugesellschaften oder Kommunen – und kompliziert. Daher steigt der Bedarf an Handwerkern, die sich auskennen. Um Kosten zu senken und das Klima zu schonen. Foto: Mike Wolff

© Mike Wolff

Wirtschaft: Gut isoliert

Wärmedämmung ist gefragt. Handwerker können sich als Experten für energiesparende Gebäude ein zweites Standbein aufbauen

Spätestens im Herbst, wenn die Tage kürzer und die Temperaturen kühler werden, besinnen sich viele Hausbesitzer auf das Thema Energiesparen. Denn mit einer effizienten Dämmung lassen sich die Kosten für die Wärme reduzieren und die Umwelt schonen. Dabei helfen Handwerker mit einer entsprechenden Spezialisierung, zum Beispiel mit einer Weiterbildung zum Gebäudeenergieberater.

„Die Gebäudeenergieberater nehmen den Bestand eines Hauses auf, messen bestimmte Parameter ab und berechnen daraus die Energiebilanz des Hauses“, fasst Fred Rinas das Aufgabenspektrum zusammen. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Landesfachverbandes der Bau- und Energieberater Berlin-Brandenburg e.V. Gebäudeenergieberater sind auch dazu befähigt, einen Energieausweis auszustellen, der seit dem 1. Januar 2009 Pflicht ist für jedes Haus, das vermietet, verkauft oder verpachtet wird. „Viele Handwerker belegen die Weiterbildung, um ihre Kunden besser beraten zu können und sich mit dem erweiterten Wissensspektrum ein zweites Standbein aufzubauen“, sagt er.

Die Spezialisierung ist nicht nur eine Investition in die berufliche Zukunft. Sie trägt auch zum „Stadtvertrag Klimaschutz“ Berlins bei. Das Aktionsbündnis der Industrie- und Handelskammer Berlin, der Bund Landesverband Berlin, der Handwerkskammer Berlin (HWK) und des Deutschen Gewerkschaftsbundes Berlin-Brandenburg möchten seit Juni 2009 Bürger und Unternehmen durch „Klima-Taten“ dazu motivieren, den CO2-Ausstoß in der Stadt zu reduzieren. Mit hinein spielt auch das Weiterbildungsangebot der Handwerkskammer Berlin, das Handwerker fit macht in Fragen des Umweltschutzes.

Ulrich Wiegand, Geschäftsführer der Handwerkskammer Berlin, sagt: „Mit dem allgemeinen Interesse am Umweltschutz wächst auch die Nachfrage nach Weiterbildungen zum Gebäudeenergieberater.“ Schließlich ist es auch eine Kostenfrage für Hausbesitzer, ihre Häuser so energieeffizient wie möglich zu bauen, beziehungsweise zu sanieren.“ Besonders in Berlin mit seinen vielen Altbauten sei der Bedarf an qualifizierten Beratern groß.

Etwa 30 Gebäudeenergieberater bildet die Berliner Handwerkskammer jedes Jahr aus. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Meisterprüfung in einem Handwerksberuf wie Maurer, Stuckateur, Installateur- und Heizungsbauer, Elektrotechniker oder Schornsteinfeger. Insgesamt 200 Stunden umfasst der Lehrgang. Im Theorieteil lernen die Teilnehmer, wie man energieeffiziente und wirtschaftliche Modernisierungskonzepte erstellt. Auf dem Stundenplan stehen neben Baustoffkunde und -konstruktion auch der Wärme-, Feuchte-, Brand-, und Schallschutz. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Anforderung und der Nachweis nach der Energiesparverordnung EnEV.

Im Praxisteil beschäftigen sich die Lernenden mit der Modernisierungsplanung. Anhand von Fallbeispielen werden Konzepte zur Energieeinsparung entwickelt und Kosten-Nutzen-Rechnungen für Modernisierungsvorhaben erstellt. Dafür müssen die Handwerker mit der aktuellen Gesetzeslage, Verordnungen und Fördermöglichkeiten vertraut sein, aber auch spezielle Messtechniken, Materialien und technischen Anlagen kennen. Die Kosten für die Weiterbildung liegen zurzeit bei 1200 Euro plus 204 Euro Prüfungsgebühren, weiß Ulrich Wiegand.

Bis zu 80 Prozent der Fortbildungskosten können sich Handwerksbetriebe, deren Mitarbeiter ihren Erstwohnsitz in Berlin haben, im Zuge des Projekts "Innovative Qualifizierungen für das Berliner Handwerk", kurz „IQ Handwerk“, erstatten lassen. Die Qualifizierungsmaßnahme des Senats für kleine und mittelständische Handwerksbetriebe soll den Wirtschaftsstandort Berlin stärken und die Berliner Handwerker zukunftsfähig machen.

Neben dem Gebäudeenergieberater werden noch elf weitere neu entwickelte Angebote der Handwerkskammer, des Bildungs- und Technologiezentrums sowie des Kompetenzzentrums Zukunftstechnologien im Handwerk bezuschusst (siehe Kasten). Die Agentur für Arbeit fördert die Weiterbildung in Einzelfällen über den Bildungsgutschein. Junge Handwerker unter 25 Jahren können sich für eine Begabtenförderung bewerben. Auch auf der Messe belektro, die vom 6. bis 8. Oktober auf dem Messegelände am Funkturm stattfindet, ist Energieeffizienz ein Kernthema. Denn intelligente Haustechnik hilft, Strom einzusparen.

„Eine Beleuchtung mit Präsenzschaltung und Zeitautomatik spart bis zu 25 Prozent Energie gegenüber der Bedienung mit herkömmlichen Schaltern“, sagt Hartmut Zander von der Initiative Elektro plus, die von der Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e.V. und dem Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. gegründet wurde. Sie bietet Unterstützung bei der Planung von Elektroinstallationen. „Neben der Beleuchtung sollten die Heizung und die Rollladensteuerung hinsichtlich des Einsparpotenzials genau geprüft werden. Mit ein wenig Voraussicht und dem Einsatz moderner Technik kann der Elektrofachmann hier entscheidend eingreifen.“

Für diese Aufgaben braucht es Fachleute, deren Wissen auf dem neusten Stand ist und die für Umweltthemen sensibilisiert sind. Für Gebäudeenergieberater, die ihren Abschluss bereits in der Tasche haben und einzelne Themen vertiefen möchten, bietet der Landesfachverbandes der Bau- und Energieberater Berlin-Brandenburg e.V. weiterführende Seminare an. „Darin geht es zum Beispiel darum, wie man Wärmebrücken richtig berechnet und bewertet“, so Fred Rinas. Zudem hilft der Verband seinen Mitgliedern, mit potentiellen Auftraggebern wie Hausbesitzern, Wohnungsbaugesellschaften oder Kommunen in Kontakt zu kommen.

Wichtig ist auch, dass die Gebäudeenergieberater über alle gesetzlichen Bestimmungen und Förderverordnungen stets auf dem Laufenden sind. Denn Fred Rinas vom Landesfachverband der Bau- und Energieberater Berlin-Brandenburg weiß: „Auch wenn die Ausbildung sehr umfassend ist und vieles abgedeckt wird, ist die Umsetzung in der Praxis eine Herausforderung. Um über neue technische Entwicklungen und Gesetze auf dem Laufenden zu sein, sollte man sich auch anschließend noch weiterbilden.“

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