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Wirtschaft: Gut verkraftet

Postbank schafft erstmals Milliardengewinn / Belastung durch US-Hypothekenkrise überraschend niedrig

Frankfurt am Main – Die Postbank geht gestärkt in mögliche Verhandlungen über eine Fusion oder die Übernahme durch ein anderes Institut. Der Gewinn nach Steuern kletterte im vergangenen Jahr um 25 Prozent auf 870 Millionen Euro, vor Steuern lag der Überschuss erstmals bei mehr als einer Milliarde Euro. Im laufenden Jahr soll er nach den Worten von Vorstandschef Wolfgang Klein auf 1,2 Milliarden, bis 2010 auf bis zu 1,45 Milliarden Euro steigen. Nach Steuern sollen es dann rund eine Milliarde sein, sagte er am Freitag in Frankfurt bei der Bilanzvorlage

Für eine Übernahme der Post-Tochter hatten sowohl die Deutsche als auch die Commerzbank Interesse angemeldet. Bislang gebe es weder ein Bieterverfahren „noch Gespräche, die ich als konkret und nennenswert bezeichnen würde“, sagte Klein. Allerdings existiere ein konkreter Zeitplan, über den er aber nichts sagen könne. Er habe auch einen Wunschpartner, den er ebenfalls nicht nennen wolle.

Verzögerungen für den Verkauf oder eine mögliche Fusion durch die schweren Vorwürfe gegen und den Rücktritt von Post-Chef Klaus Zumwinkel erwartet Klein nicht. Die Postbank wolle aber auf jeden Fall ihren Beitrag zur Konsolidierung im Bankensektor leisten und dabei eine selbstbewusste Rolle spielen. „Wir werden uns nicht versperren. Wir brauchen in Deutschland andere, offenere und größere Strukturen.“ Sinnvoll wäre nach Ansicht von Klein ein Marktanteil im Filialgeschäft von zehn bis 15 Prozent. Die Großbanken allein kommen zusammengerechnet derzeit nur annähernd auf eine solche Quote.

Klein sieht die Postbank bei den anstehenden Verhandlungen nicht als Juniorpartner. „Auf Augenhöhe ist mit uns im Privatkundengeschäft niemand, da ist die Postbank die Nummer eins.“

2007 konnte die Postbank netto rund 140 000 neue Kunden gewinnen. Insgesamt waren es am Jahresende 14,5 Millionen, davon rund 4,6 Millionen mit regelmäßigen Kontobewegungen. Mit ihnen erwirtschaftet die Postbank im Filialgeschäft nach Angaben Kleins rund 75 Prozent der Erträge. Die Kundeneinlagen belaufen sich derzeit auf rund 111 Milliarden Euro, gut ein Drittel davon klassische Spareinlagen. Im Gegenzug hat die Postbank Forderungen in Höhe von 92 Milliarden Euro an ihre Kunden, allein 68 Milliarden Euro entfallen auf Baufinanzierungen.

Wichtiger Bereich für die Postbank ist der Zahlungsverkehr, den sie mittlerweile auch für etliche andere Institute abwickelt. Im vergangenen Jahr ist die Hypo-Vereinsbank dazugekommen. Der Marktanteil der Postbank in diesem Geschäft liegt jetzt bei 20 Prozent.

Aus der Krise um die Papiere mit Orientierung auf den US-Hypothekenmarkt ist die Postbank bislang glimpflich herausgekommen. Die Abschreibungen belaufen sich nach Angaben von Klein auf 112 Millionen Euro. Das Volumen des Bestandes an betroffenen Papieren beziffert er mit rund 800 Millionen Euro. Obwohl man alle Risiken berücksichtigt habe, will auch der Postbank-Chef je nach Entwicklung der Finanzmärkte weitere Abschreibungen nicht ausschließen.

Ursache für den deutlichen Anstieg des Überschusses ist die – dank der Steuerreform – von 26 auf nur noch 13 Prozent gesunkene Steuerquote. Die Postbank-Aktionäre werden von dem deutlich gestiegenen Überschuss allerdings nicht profitieren: Die Dividende bleibt bei 1,25 Euro. Rolf Obertreis

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