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Wirtschaft: Gute Chancen im Reich der Mitte

Deutsche Dienstleister etablieren sich zunehmend auf dem chinesischen Markt

Es ist eine einfache Sache: „Logistikunternehmen gehen dahin, wo ihre Kunden sind, und die haben sich verstärkt in China angesiedelt“, sagt Josef Decker, Bereichsleiter Forschung und Entwicklung bei der Bundesvereinigung Logistik in Bremen. Als besonders zugkräftige Branche nennt Decker die Automobilindustrie. Boomende Produktionsstätten etwa von VW, BMW oder MAN in China wollen pünktlich von Zulieferern versorgt werden. Was in Deutschland und Europa gut funktioniert, soll auch Standard im Ausland sein.

Viele deutsche Logistikdienstleister hat es schon früh ins Reich der Mitte gezogen. Dabei ging es zunächst um die Bewältigung des Warenaustauschs zwischen den Ländern und Kontinenten. Inzwischen werden auch Dienstleistungen wie Distribution und Lagerhaltung in China angeboten. Die meisten deutschen Logistikanbieter sind gut am Markt etabliert. Das Traditionsunternehmen Schenker beispielsweise, seit 1991 eine Tochter der Stinnes AG, zeigt bereits seit 1966 in Hongkong Präsenz und ist seit 1982 auch in China tätig. „Inzwischen beschäftigen wir 1065 Mitarbeiter, an mehr als 30 Orten im Land“, sagt Karl-Heinz Emberger, General Manager der Schenker Ltd. in Peking.

Auch die DHL, seit 2002 eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Post Word Net, hat sich früh ins Reich der Mitte gewagt. „Wir sind 1986 praktisch als Mittelständler dort gestartet und haben gemeinsam mit einem chinesischenPartner den Markt erobert“, sagt Uwe Dörken, Vorstand Deutsche Post WorldNet und Vorstand der DHL International. Inzwischen ist das Unternehmen in 318 Städten mit 1100 Fahrzeugen und knapp 5000 Mitarbeitern vertreten und hält nach eigenen Angaben im Bereich Express Market zusammen mit dem chinesischen Partner Sinotrans einen Marktanteil von rund 40 Prozent.

Seit Anfang des Jahres bietet DHL auch einen nationalen Express-Dienst an, mit dem Pakete innerhalb Chinas von Haus zu Haus verschickt werden. Damit ist DHL mit dem gleichen Produktangebot wie in Europa vertreten. „Der chinesische Logistikmarkt wächst überdurchschnittlich“, sagt Dörken. Im Bereich Express-Market etwa verzeichne DHL Wachstumsraten von 40 bis 50 Prozent.

Für die Mitarbeiter in China bedeute dies: „Ich sage zweien, sie müssen innerhalb eines Jahres einen weiteren Mitarbeiter auf den gleichen Stand bringen“, sagt Dörken. Das sei ein enormes Tempo und eine ziemliche Herausforderung. Belohnt werde dies aber durch überdurchschnittliche Margen, die im Augenblick noch in China zu erreichen seien. Zwar sind sich alle Marktkenner darüber einig, dass der chinesische Logistik-Markt auch in Zukunft sehr gute Wachstumsperspektiven bietet – die meisten deutschstämmigen Unternehmen haben angekündigt, weiter zu investieren und zu expandieren. Die Erfolgsaussichten für Mittelständler, die jetzt noch ihre Chance in China suchen, werden jedoch sehr unterschiedlich beurteilt. „Was die Express-Sparte angeht, haben sich im Grunde die vier großen Logistikanbieter DHL, Fedex, UPS und TNT den asiatische Markt aufgeteilt. Hier dürfte es für einen Neueinsteiger nicht möglich sein, den Vorsprung aufzuholen“, sagt Dörken von DHL. Und auf dem heimischen Markt seien die Chinesen sehr erfinderisch, kostenorientiert und kreativ. „Das sollte man bei einem geplanten Markteintritt nicht unterschätzen“, warnt Dörken.

Emberger von Schenker hingegen sieht auch für Neueinsteiger auf dem chinesischen Logistikmarkt viele Chancen. Die Branche stehe erst am Anfang ihrer Entwicklung. „Studien belegen, dass zurzeit nur rund zehn Prozent der chinesischen Logistikfirmen komplette Supply- Chain-Lösungen anbieten. Gleichzeitig wird nur von 30 Prozent der internationalen Logistiker ein nationaler Distributionsservice geboten.“

Außerdem würden immer komplexere Dienstleistungen benötigt. „Allerdings gibt es auch viele Risiken. Deshalb ist eine genaue Analyse des Marktes erforderlich“, sagt Emberger. Sein Rat an Mittelständler: „Je nach Dienstleistung sollte man sich zunächst auf gewisse Städte oder Regionen konzentrieren und erst dann die Geschäftsaktivitäten geografisch ausweiten.“

Ina Kirsch, HB

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