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Wirtschaft: Gute Europäer

Die Firmen sind bereit, Euro-Anleihen zu kaufen

Berlin - Die deutsche Versicherungswirtschaft ist bereit, den europäischen Rettungsschirm EFSF zu unterstützen und Anleihen maroder Euro-Staaten zu kaufen. „Es würde mich sehr wundern, wenn wir nicht investieren“, sagte Maximilian Zimmerer am Donnerstag in Berlin, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Zimmerer ist Chef der Allianz Leben und im Versicherungsverband GDV für die Lebensversicherungssparte zuständig.

Derzeit ist das Engagement der Versicherer in den angeschlagenen Euro-Staaten übersichtlich. Gerade einmal 0,3 Prozent ihrer Kapitalanlagen haben die Unternehmen in Griechenland investiert, das sind rund 3,6 Milliarden Euro. Nimmt man die Länder Portugal, Italien, Irland und Spanien hinzu, stecken drei Prozent der gesamten Kapitalanlagen von 1,2 Billionen Euro in Anleihen dieser Staaten. Unmittelbar seien die Versicherer von der Staatsschuldenkrise in Europa daher „vergleichsweise wenig betroffen“, sagte GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen.

Mittelbar leidet die Branche aber sehr wohl unter der Finanzkrise. Weil die Notenbanken die Märkte mit billigem Geld überschwemmen, sind die Zinsen für langfristige, sichere Anlagen gesunken. Das macht den Versicherern, die langfristig investieren, zu schaffen. Nach Berechnungen des GDV führt ein effektiver Zinsrückgang von einem Prozentpunkt an den Märkten bei der Neuanlage zu einem Rückgang der Kapitalergebnisse von rund einer Milliarde Euro. Derzeit zehren die Versicherer noch von den Anlagen, die sie vor Jahren getätigt haben. Unterm Strich erwirtschaften sie damit noch immer durchschnittlich vier Prozent. Langfristig steuern die Unternehmen jedoch auf Probleme zu. Sollten die Notenbanken die Politik des billigen Geldes fortsetzen und die Euro-Schuldenstaaten ihre Haushalte nicht konsolidieren, „werden die Lebensversicherer in Zukunft die Garantien, so wie bisher, nicht mehr anbieten können“, warnte Hoenen.

Das deutsche Geschäftsmodell, die langlaufenden Garantien auf Lebensversicherungen, sieht der Verband aber nicht nur durch die niedrigen Zinsen bedroht, sondern auch durch die neuen Aufsichts- und Eigenkapitalregeln „Solvency II“, die derzeit in Brüssel erarbeitet werden. Die EU-Kommission müsse den Unternehmen auch weiterhin ermöglichen, „Garantien für eine lebenslange Rentenhöhe zu geben“, forderte Hoenen. Im Zuge von „Solvency II“ müssen Versicherer langfristige Garantieversprechen an ihre Kunden mit mehr Kapital unterlegen als bislang. Der GDV fürchtet, dass kleinere Unternehmen gegenüber den Global Playern den Kürzeren ziehen. Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) betonte, dass die Reform nicht zu einer Marktbereinigung führen dürfe. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier lobte dagegen die geplante Reform, die am 1. Januar 2014 verbindlich in Kraft treten soll. „Solvency II“ werde zu einer Stabilisierung führen. Heike Jahberg

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