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Wirtschaft: Gute Karten im zweiten Gründungsjahr

BERLIN .Lerche ist rosa, Buche orange.

BERLIN .Lerche ist rosa, Buche orange.Brandenburgs Kiefern erscheinen in einem sanften Grau.Sabine Stengel weiß genau, was die vielen farbigen Feldchen auf der Forstamtkarte bedeuten, denn sie hat sie selbst entworfen.Die 33jährige Kartographin hat vor knapp zwei Jahren ihr eigenes Unternehmen gegründet, den Kartenservice cartogis.Das junge Unternehmen hat mittlerweile fünf Mitarbeiter und residiert am Ortsrand von Birkenwerder nördlich von Berlin.

Warum Birkenwerder? "Ich wollte einen Standort in Brandenburg, dort wird man als Gründer viel besser betreut", faßt Sabine Stengel ihre guten Erfahrungen mit den Behörden außerhalb der Hauptstadt zusammen.Ausschlaggebend für Ihre Wahl mögen aber auch die bezugsfertigen Räume in einer etablierten Birkenwerder Bürogemeinschaft gewesen sein.

Ursprünglich stammt die Gründerin aus Nürnberg.Zum Studium kam sie aber an die Technische Fachhochschule nach Berlin.Einer ihrer ersten Arbeitgeber war ein Berliner Landschaftsplanungsbüro."Dort habe ich gelernt, selbständig zu arbeiten - auch wenn man an einem bestimmten Punkt immer wieder abgeblockt wurde", erinnert sich Sabine Stengel.Die Zeit in dem Planungsbüro bedauert sie dennoch nicht, denn direkt von der Uni weg ein Unternehmen zu gründen, das hätte sie "nie gewagt".Als jedoch bei ihrem alten Arbeitgeber der letzte große Millionenauftrag abgearbeitet war und "so langsam das Licht ausging", tat die findige Kartographin den Sprung in die Selbständigkeit.Heute, im zweiten Gründungsjahr, steht ihr Unternehmen gut da.Nach "leichten Gewinnen" im ersten Jahr erwartet Sabine Stengel auch 1998 "ein gutes Ergebnis".

Das Unternehmen steht auf zwei Beinen: Der Herstellung von Karten und dem Bereich Geographische Informationssysteme (GIS).Die Karten waren dabei die eigentliche Gründungsidee, "doch das Geld haben wir mit GIS verdient", erklärt Stengel.GIS, das ist ein Datenverarbeitungssystem mit dem die unterschiedlichsten geographischen Daten mit Karten verknüpft werden können.Ein Beispiel: Das digitale Asbest-Kataster für das Land Brandenburg, das cartogis jüngst entwickelte.Zur Erfassung der Daten schickte das Land zunächst 120 ABM-Kräfte los.Sie untersuchten den Zustand von landesweit 10 000 Objekten, von der Kindertagesstätte bis zum Sportstadion und überprüften, wieviel Tonnen des gesundheitsschädlichen Materials in welchem Dach oder Boden stecken.Die Aufgabe des GIS-Programms war dann, die Datenflut zu ordnen und auch für den ungeübten Betrachter übersichtlich darzustellen.Etwa für Bürgermeister und Gemeinderäte, die entscheiden müssen, wo zuerst saniert werden muß.Ein Mausklick zeigt zum Beispiel alle belasteten Kindergärten und auf der nebenstehenden digitalen Karte auch den genauen Standort jedes Hauses.

Bei den Karten organisiert cartogis den kompletten Ablauf vom Entwurf bis zum Druck."Full Service bis zum Schluß, das ist mein Verständnis von Dienstleistung", erklärt Sabine Stengel.Ihre Auftraggeber sind Ministerien, Ingenieurbüros oder auch Fremdenverkehrsvereine.Für andere Existenzgründer interessant ist ihr neuestes "Steckenpferd", die Standortsuche per GIS.In Zusammenarbeit mit dem Verein für Existenzgründerinnen Akelei in Marzahn entwickelte cartogis ein Rechercheprogramm für Gründer.Es findet in allen Orten über 50 000 Einwohner in Berlin und Brandenburg den optimalen Standort.Es findet etwa heraus, ob es in einer Straße schon einen Bäcker gibt und - wichtig - ob überhaupt Kundschaft da ist.

Das neueste cartogis-Projekt im Bereich Wirtschaft ist eine Raumfunktionskarte für Berlin und Brandenburg, mit den künftigen Entwicklungsachsen der Hauptstadt.Auftraggeber ist die Landesplanungsabteilung Berlin Brandenburg."Die wollten auch mal einem kleinen Büro eine Chance geben", freut sich Sabine Stengel.

FRIEDERIKE STORZ

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