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Wirtschaft: Gutes Geschäft für Celanese-Aktionäre

Eine US-Investmentgesellschaft übernimmt den Hoechst-Nachfolger für mehr als drei Milliarden Euro

Frankfurt (Main ) (ro). Der Kronberger Chemiekonzern Celanese wird von der USInvestmentgesellschaft Blackstone für rund 3,1 Milliarden Euro übernommen. Celanese-Vorstandschef Claudio Sonder begrüßte am Dienstag den Einstieg des US-Unternehmens. Auch der gegenwärtig einzige Großaktionär, die Kuwait Petroleum Corporation, die 29 Prozent der Aktien hält, signalisierte Zustimmung zur Übernahme. Blackstone betrachtet die überraschende Übernahme nach den Worten von Vorstandschef Stephen Schwarzman als Finanzinvestment und will sich nicht in das operative Geschäft von Celanese einmischen. Allerdings soll Celanese vom Börsenzettel genommen werden. Die Übernahme muss noch von den Wettbewerbsbehörden abgesegnet werden. Probleme erwartet Sonder dabei nicht, Ende März 2004 rechnet er mit dem Abschluss der Übernahme.

Anleger bekommen Aufschlag

Die Investmentgesellschaft Blackstone will den Celanese-Aktionären pro Aktie 32,50 Euro zahlen, 13 Prozent mehr als der Durchschnittskurs der letzten drei Monate und gut drei Euro mehr als am Montag. Celanese-Chef Sonder betrachtet die Offerte, wie er am Dienstag betonte, ebenso wie Analysten als gutes und faires Angebot. Es bedeutet eine Verdoppelung des Aktienwertes seit dem Börsengang 1999. Davon profitieren auch Privatanleger, die zehn Prozent des Kapitals halten. Der Rest liegt überwiegend bei institutionellen Investoren in den USA. Blackstone wird auch die Celanese-Finanzschulden von rund 446 Millionen Euro und Pensionsverpflichtungen in Höhe von rund einer Milliarde Euro übernehmen. Zusätzlich zahlt Blackstone 380 Millionen Euro in den Pensionsfonds von Celanese.

Nur mit einem starken Investor wie Blackstone im Rücken kann Celanese nach Ansicht von Sonder die Wachstumschancen nutzen und dafür notwendige Akquisitionen stemmen. „Blackstone wird uns den notwendigen finanziellen Spielraum geben.“ Celanese befasst sich mit der Fertigung von chemischen Zwischenprodukten, technischen Kunststoffen und Lebensmittelzusatzstoffen und betrachtet sich in diesen Sektoren jeweils als eines der weltweit führenden Unternehmen. Diese Marktstellung will Sonder weiter ausbauen. Auch für die Mitarbeiter ist Blackstone nach Auffassung des Celanese-Chefs ein guter Eigentümer: Die Amerikaner würden an der bewährten sozialpartnerschaftlichen Zusammenarbeit festhalten.

Celanese umfasst die ehemalige Chemiesparte des früheren Pharma- und Chemiekonzerns Hoechst (siehe Kasten). 2002 erzielte Celanese mit rund 10700 Mitarbeitern in weltweit 25 Werken einen Umsatz von 4,3 Milliarden Euro, der Nettogewinn lag bei 187 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten 2003 betrug der Gewinn 116 Millionen Euro, allerdings rutschte das Unternehmen im dritten Quartal mit 31 Millionen Euro in die Verlustzone. Ursache war eine Kartellstrafe der EU-Kommission in Höhe von 99 Millionen Euro für Preisabsprachen in den achtziger und neunziger Jahren.

Blackstone gilt als international führende Investmentgesellschaft. Weltweit hat sie Vermögen von rund 25 Milliarden Dollar in Unternehmen und in Immobilien angelegt. Angeblich haben die Amerikaner auch Interesse an Dynamit Nobel, der Chemiesparte der Frankfurter mg technologies. Sie soll im nächsten Jahr für mindestens 2,5 Milliarden Euro verkauft werden. Ende November hatte Blackstone bereits bei der Deutschen Bank eingekauft. Die Investmentgesellschaft hatte damals Immobilien der Bank im Wert von 1,04 Milliarden Euro übernommen; die Häuser will die Bank mittel- bis langfristig zurückmieten.

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