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Wirtschaft: Hände ans Steuer

Die USNotenbank Fed hat in der vergangenen Woche erstmals seit langem angedeutet, dass eine Zinserhöhung denkbar sei. Die Finanzmärkte haben diese Wende mit einem verächtlichen Schnauben quittiert.

Die USNotenbank Fed hat in der vergangenen Woche erstmals seit langem angedeutet, dass eine Zinserhöhung denkbar sei. Die Finanzmärkte haben diese Wende mit einem verächtlichen Schnauben quittiert. Die Märkte hassen Überraschungen, doch der neue Ton könnte eine gute Nachricht beinhalten – wenn das heißt, dass der Fed-Chef Alan Greenspan und seine Kollegen das Steuer wieder in die Hand nehmen. Die relevante Frage ist nämlich nicht, ob die Zentralbank vielleicht zu früh die Zügel anzieht. Die Frage ist, ob es nicht schon zu spät ist, eine Inflation abzuwenden, die in 2005 und 2006 zu noch höheren Zinssätzen führen könnte.

Die Zentralbank könnte endlich angefangen haben, sich diese Frage selbst zu stellen. In ihrer Mitteilung vom vergangenen Mittwoch wurde das berühmte Versprechen, billiges Geld noch für eine „beträchtliche Zeit“ aufrechtzuerhalten, nicht wiederholt. Stattdessen heißt es, dass der Offenmarktausschuss der US-Notenbank glaubt, „er könne seine geldpolitische Einstellung in Ruhe neu definieren". Hoffentlich ist das ein Zeichen dafür, dass Greenspan die Führungsposition gegenüber jenen Kollegen zurückgewinnt, die so tun, als könnte die Inflation nicht zurückkehren.

Moderat steigende Zinsen sind in diesem Jahr keine Gefahr für die wirtschaftliche Erholung, die sich in nahezu allen Branchen abzeichnet. In diesem Umfeld, und insbesondere auch bei der aktuellen Dollarschwäche, birgt die Beibehaltung eines Leitzinssatzes von einem Prozent mehr langfristige Risiken als kurzfristige Vorteile.

Alan Greenspan selbst hat kürzlich erst festgestellt, dass neue Arbeitsplätze, die durch Innovation und Risikobereitschaft geschaffen werden, schwerer wahrnehmbar sind als jene Arbeitsplätze, die durch Wettbewerb oder technologische Neuerungen vernichtet werden. Kodaks Entscheidung, auf Grund der Konkurrenz durch Digitalkameras 15000 Arbeitsplätze abzubauen, macht Schlagzeilen. Die neuen Jobs, die durch den Fortschritt in der Digitaltechnologie geschaffen werden, jedoch nicht. Jedenfalls ist es nicht die Aufgabe der Fed, die Arbeitslosenquote zu senken. Ihre Aufgabe ist es, Preisstabilität zu sichern und zukünftige Inflation zu verhindern – selbst wenn das erfordert, in einem Wahljahr das Geld zu verknappen.

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