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Drogeriemarkt Rossmann.

© dpa

Händler setzen auf Eigenmarken: Unter eigenem Namen

Handelsmarken gehören zum festen Sortiment vieler Ketten - und sie verdienen damit eine Menge Geld. Eine neue Studie der EU bestärkt sie darin.

Die Geschäfte liefen schlecht, da kam Dirk Rossmann eine Idee: „Wir sagten uns, wir sind ja blöd, wenn wir nur die Pampers-Pakete oder die Nivea-Creme für die Industrie verteilen – damit können wir ja kein Geld verdienen“, erzählte der Chef der gleichnamigen Drogeriekette freimütig bei der Verleihung eines Unternehmerpreises im Dezember. Rossmann stieg um – auf Eigenmarken. Fast 38 Prozent der Artikel, die der Discounter verkauft, sind inzwischen Handelsmarken aus eigenem Hause.

Wie Rossmann setzen immer mehr Händler auf Eigenmarken, die in ihrem Auftrag und unter ihrem Label gefertigt werden. Ob im Supermarkt („ja!“, „Gut&Günstig“), in der Drogerie („Isana“, „Balea“) oder bei Textilien („Alex“, „Inscene“), Handelsmarken gehören zum festen Sortiment, Tendenz steigend. Bereits 40 Prozent seines Umsatzes macht der Einzelhandel nach Angaben des Handelsverbands HDE mit No-Name-Artikeln. Den Markenartikelherstellern gefällt das nicht. Sie haben Angst davor, dass ihre Produkte von den Eigenmarken verdrängt werden, und verweisen auf die Nachfragemacht des Handels. „Vier Handelsunternehmen teilen 85 Prozent des Marktes unter sich auf“, sagt Johannes Ippach, Sprecher des Markenverbandes. Auch Politiker warnen vor der Übermacht des Handels, das Bundeskartellamt prüft seit über einem Jahr, wie es um den Wettbewerb zwischen Handel und Herstellern bestellt ist.

Zumindest was die Eigenmarken betrifft, entlastet eine neue Studie der EU-Kommission den Handel. Das noch unveröffentlichte Papier, das dem Tagesspiegel vorliegt, kommt zu dem Schluss, dass Eigenmarken weder die Innovationskraft der Konsumgüterindustrie schwächen noch die Profitabilität der europäischen Lebensmittelhersteller senken. Die Studie war im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben worden, als auch in Brüssel über die Macht des Handels und die Bedeutung der Eigenmarken diskutiert worden war, Auch über Sanktionsmechanismen hatte man schon nachgedacht – von Umsatzbeschränkungen für Handelsmarken bis hin zu einem völligen Verbot.

Der HDE freut sich über die Studie. Denn für die Handelshäuser sind die Eigenmarken das Salz in der Suppe. Die Gewinnmargen sind deutlich höher als die ein bis drei Prozent, die der Handel übers gesamte Sortiment hinweg verdient. „Bei Eigenmarken hat der Handel die Preishoheit“, betont HDE-Geschäftsführer Kai Falk. Dagegen verdiene der Händler an bekannten Markenartikeln wenig – oder nichts, gibt der HDE zu bedenken. Das gelte vor allem für die sogenannten „Must-have-Marken“ wie Nutella oder Coca-Cola, bei denen die Käufer erwarten, sie im Laden vorzufinden.

Dennoch ist der Handel noch nicht aus der Schusslinie. Der Markenverband liest das Brüsseler Gutachten anders. Er fürchtet, dass der Handel in Zukunft die Eigenmarken nicht nur im Discountbereich einsetzt, sondern auch im gehobenen Segment und den Markenartiklern damit das Leben schwer macht. Um das zu verhindern, will der Verband die Missbrauchs- und Fusionskontrolle des Bundeskartellamts stärken. Die SPD will einen Ombudsmann einsetzen, an den sich Lieferanten wenden können, wenn sie vom Handel unter Druck gesetzt werden. Der HDE hält das für Quatsch: „Es gibt keine Nachfragemacht des Handels“, sagt Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

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