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Wirtschaft: Halbe Portionen für den Schreibtisch

Damit der PC im Wohnzimmer Platz findet, ohne die Einrichtung zu verschandeln, legen die Hersteller nun Wert auf Design und bieten verstärkt Mini-PCs an. (28.03.2005, 17:47 Uhr)

Köln/Elmshorn - Vorbei sind die Zeiten, in denen unhandliche Desktop-PCs im langweilig beigen Einheitslook unter dem Schreibtisch verschwanden. Der heimische Computer ist nicht mehr nur Schreibmaschinenersatz und Lagerstätte für digitale Musik und Bilder, sondern immer mehr zentraler Server für das Heimnetzwerk.

«Im Wohnzimmer wollen viele diese großen Klötze nicht mehr haben», sagt Georg Schnurer von der in Hannover erscheinenden Computerzeitschrift «c't». Verpackt in ein schickes Gehäuse und in ihrer Größe stark reduziert sind dagegen Mini-PCs. Potenzial für die Miniaturisierung bieten herkömmliche PCs genug: «In einem normalen Gehäuse sind rund 70 Prozent Luft», sagt André Stapper, Gründer der Firma «Cube me» in Köln, die Mini-PCs online verkauft.

Aber nicht nur der «Stylefaktor» spricht für die Kleinen: «Die Mini-PCs sind inzwischen mindestens genauso leistungsfähig wie die Großen», sagt Stapper. Marktführer in Deutschland ist die Firma Shuttle aus Elmshorn bei Hamburg. Im Jahr 2001 wurde dort der erste «XPC» vorgestellt - 34 000 Stück gingen bereits im ersten Jahr an Kunden. Im vergangenen Jahr waren es mehr als 560 000 Stück. Insgesamt wurden in Deutschland mehr als eine Million Mini-PCs verkauft.

Waren vor ein paar Jahren die Mini-PCs noch eine Sache für Bastler, so werden sie nun für eine breite Käuferschicht angeboten. «Früher gab es überwiegend so genannte Barebone-Systeme», erklärt Bastian Fröhlig, Sprecher von Shuttle. «Das sind halbfertige PCs, die aus Mainboard, Gehäuse, Netzteil und Kühlung bestehen.» Der Nutzer kann dann Komponenten wie den Prozessor, Festplatte und Speicher auswählen und einbauen.

Inzwischen werden jedoch zahlreiche fertig konfigurierte Mini-PCs für verschiedene Zielgruppen angeboten. «Diese Rechner sind nicht nur viel schöner als die herkömmlichen Desktop-PCs, sondern sie brauchen auch wesentlich weniger Platz», sagt Heike Herd, Pressesprecherin bei Hewlett-Packard (HP) in Böblingen. Die Geräte kommen in verschiedenen Formen und Farben daher: Vom flachen Design, das an einen CD-Player erinnert bis hin zum eingeschrumpften herkömmlichen Turm ist alles dabei. Verbreitet aber sind Würfel, die gut auf einem Schreibtisch Platz finden und leicht transportiert werden können.

Probleme gibt es mitunter mit der Bezeichnung der halben Portionen, denn auch «Desktop-Computer» ist bei den eingesessenen Herstellern nicht gleich «Desktop-Computer»: «Da gibt es Mini-Desktops, Mini-Tower und Micro-Tower», zählt Herd auf. So denken selbst manche Experten beim Wort «Mini-Computer» an ein Taschengerät.

«Die erste größere Fangemeinde der Barebones waren die Freaks und Gamer», sagt Stapper. Damit sie zu LAN-Partys nicht mit 20 Kilogramm Gepäck anreisen mussten, haben sie sich die Kleinen so konfiguriert, dass auf ihnen jedes Spiel gespielt werden konnte. Sogar passende Taschen und Rucksäcke gibt es, mit denen die Rechner getragen werden können.

Während die großen Rechnergehäuse so gebaut sind, dass sie gut erweitert werden können und die Luft in ihnen zirkulieren kann, ist bei den Mini-PCs das Platzangebot begrenzt. Lässt sich eine bestimmte Komponente nicht mehr einbauen, kann sie in der Regel extern angeschlossen werden - etwa über die USB-Schnittstellen.

Eine besondere Herausforderung ist die Kühlung der Minis: Weil viele Teile auf vergleichsweise wenig Raum zusammen arbeiten, entsteht viel Wärme. Shuttle behilft sich mit einer so genannten Heatpipe-Kühlung. Die Kühlung führt die Hitze direkt zur Rückseite des Gehäuses, wo der einzige Lüfter sitzt. «Dort wird sie aus dem Gehäuse geblasen», erklärt Sprecher Fröhlig. Der Geräuschpegel profitiert von dieser Lüftungsmethode: «Durch weniger Lüfter sind die Rechner leiser.»

Was so eine halbe Portion kostet, hängt von den Details ab. «Ein einfaches Gehäuse zum Beispiel ist nicht so teuer», sagt Stapper. Wer allerdings einen verchromten Würfel für das Wohnzimmer will, ist schon mit 500 bis 600 Euro dabei. «Das ist für viele ein Designobjekt», hat er festgestellt. Der XPC etwa ist der weltweit erste Enduser-PC, der komplett aus Aluminium besteht. Das macht die matt gebürstete Metalloberfläche edel und das Gehäuse extrem leicht.

Auch die inneren Werte stimmen bei den Maschinen. «Der XPC wurde von Grund auf so gestaltet, dass er die neuesten und schnellsten PC-Komponenten unterstützt», sagt Fröhling - Prozessoren mit bis zu 3,40 Gigahertz Taktfrequenz und Dual-Channel-DDR-Speicher. Auch die Kosten für weitere einzubauende Komponenten halten sich in Grenzen, da inzwischen viele normal große Teile in die kleinen Rechner eingebaut werden können. Schwierig wird es allerdings, wenn das Mainboard seine Dienste versagt: «Die Boards können nicht einzeln gekauft werden», sagt Stapper. (Von Verena Wolff, dpa) ()

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