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Wirtschaft: Handel darf Gebühr bei Kartenzahlung erheben Mastercard hebt Verbot auf / Konkurrenz wartet ab

Berlin - Der Kreditkartenanbieter Mastercard will Einzelhändlern, Gastronomie und Dienstleistern künftig erlauben, bei Kartenzahlung Gebühren von ihren Kunden zu verlangen. Mastercard werde zum 1.

Berlin - Der Kreditkartenanbieter Mastercard will Einzelhändlern, Gastronomie und Dienstleistern künftig erlauben, bei Kartenzahlung Gebühren von ihren Kunden zu verlangen. Mastercard werde zum 1. Januar des kommenden Jahres die „Barzahlungsklausel“ aufheben, teilte das Unternehmen Ende der Woche mit. Der Handelsverband HDE rechnet wegen des harten Konkurrenzkampfes in der Branche aber nicht damit, dass viele Händler Gebühren für die Kreditkartenzahlungen einführen werden.

Annahmestellen von Kreditkarten müssen je nach Branche 1,5 bis vier Prozent des Kartenumsatzes an Kreditkartenorganisationen wie Mastercard, Visa oder American Express bezahlen. Bisher verbot die Barzahlungsklausel, den Aufschlag an die Kunden weiterzugeben. Hintergrund der Entscheidung von Mastercard dürfte der Druck der EU-Kommission sein. Diese wirft dem Unternehmen seit längerem vor, zu hohe Gebühren zu verlangen. Daneben erhofft sich Mastercard offenbar auch eine größere Akzeptanz seiner Karte im Handel. In Deutschland gibt es rund zwölf Millionen Mastercard-Besitzer. Die Gesellschaft kam damit zum Ende des vergangenen Jahres auf einen Marktanteil von rund 50 Prozent.

Der Handelsverband HDE begrüßte die Entscheidung von Mastercard. Seit Jahren laufe man bereits auf europäischer Ebene gegen diese Gebühren Sturm, sagte ein HDE-Sprecher. Gleichzeitig verwies er aber darauf, dass mit Mastercard erst ein Kartenunternehmen die Barzahlungsklausel aufheben wolle. Die Entscheidung habe allerdings überrascht, sagte der Sprecher. Daher lasse sich derzeit noch nicht genau sagen, ob der Handel die Gebühren künftig tatsächlich weitergeben werde. Im deutschen Handel herrsche eine „knallharte Konkurrenzsituation“. Da könne sich kaum ein Unternehmen erlauben, die Preise durch Gebühren bei der Zahlung mit der Kreditkarte zu erhöhen.

Bei vielen preisagressiven Anbietern wie den Discountern Aldi oder Lidl und den Elektronikmärkten ist bisher nicht möglich, per Kreditkarte zu zahlen. „Daran wird sich auch durch die Entscheidung von Mastercard nichts ändern“, sagte eine Sprecherin der Elekronikmärkte Media Markt und Saturn. Andere Handelsunternehmen schließen die Einführung von Gebühren zumindest nicht grundsätzlich aus. „Wir diskutieren noch“, heißt es beim Kaufhaus- und Versandhandelskonzern Karstadt-Quelle.

Auch Mastercard rechnet nicht damit, dass der Handel zusätzliche Gebühren erhebt. Schließlich koste auch die Abwicklung der Barzahlung den Handel Geld, ohne dass dafür Gebühren verlangt werden, erklärte das Unternehmen. Beim großen Konkurrenten Visa denkt man noch nicht daran, dem Beispiel von Mastercard zu folgen. „Wir sehen derzeit keinen Handlungsbedarf“, sagte ein Sprecher. Erfahrungen in Schweden hätten gezeigt, dass die Kunden Händler meiden, bei denen Gebühren auf Zahlungen erlaubt sind. In Schweden mussten die Kreditkartenunternehmen ebenso wie in Großbritannien und Holland die Barzahlungsklausel auf Druck der nationalen Behörden bereits aufgeben.

Beliebteste Karte der Deutschen ist allerdings die EC- oder Bankkarte. 82 Millionen dieser Karten sind im Umlauf – fast ebenso viele wie es Bundesbürger gibt. Zahlt der Kunde auf elektronischem Weg mit dieser Karte, werden für den Handel Gebühren in Höhe von 0,3 Prozent des Umsatzes fällig.

Daniel Rhee-Piening

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