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Alles rosig? Die Importeure haben unterschiedliche Kriterien für ihre Siegel.

© picture-alliance/ dpa

Handel: Das gute Geschäft mit fairen Waren

Die Deutschen geben immer mehr Geld für Produkte aus, die Bauern in den Produktionsländern ein besseres Auskommen sichern sollen. Doch Verbraucherschützer kritisieren das Siegel-Chaos

Berlin - Fair-Trade-Siegel versprechen gerechtere Löhne und besseren Arbeitsschutz für Bauern oder Handwerker in den Herkunftsländern. Und das ist offenbar immer mehr Verbrauchern in Deutschland wichtig: Im vergangenen Jahr gaben sie für fair gehandelte Produkte vom Kaffee bis zur Rose 650 Millionen Euro aus – und damit 35 Prozent mehr als im Vorjahr. Das teilte das Forum Fairer Handel (FFH) am Dienstag in Berlin mit. Der Organisation gehören zum Beispiel die Importeure Banafair, dwp, El Puente, Gepa, Globo und Naturland sowie der große Verein Fairtrade an, die eigene Siegel betreiben. Am häufigsten greifen die Kunden zu fair gehandeltem Kaffee, er macht 41 Prozent des Gesamtabsatzes der Importeure aus. Dennoch bleibt das Geschäft eine Nische: Der Anteil des fairen Kaffees am Gesamtmarkt liegt bei 2,3 Prozent. Neben Kaffee sind Kakao, Schokolade, Tee, Südfrüchte und Blumen die Wachstumstreiber.

Insgesamt profitieren dem FFH zufolge mehr als 1,4 Millionen Kleinbauern, Handwerker und Arbeiter vor allem in Asien, Lateinamerika und Afrika von den Siegeln. Ihnen würden gerechtere Löhne gezahlt und ein besserer Arbeitsschutz sowie Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung ermöglicht.

Seit 2004, als knapp 100 Millionen Euro für faire Produkte ausgegeben wurden, ist das Wachstum der Organisation zufolge ungebrochen. Man sei optimistisch, dass die Nachfrage auch künftig kräftig steigen werde. „Dem Verbraucher wird es immer wichtiger, wie seine Produkte hergestellt werden“, sagte FFH-Geschäftsführerin Antje Edler. Während Kunden früher in Eine-Welt-Läden gehen mussten, um faire Produkte zu kaufen, gibt es sie heute in vielen Supermärkten. Auch lassen Markenhersteller oder Ketten wie Starbucks verstärkt Waren zertifizieren.

Verbraucherschützer raten allerdings, beim Einkauf genau hinzuschauen. „Die Siegel für fairen Handel sind nicht gesetzlich geschützt“, sagt Christiane Manthey, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, die erst kürzlich zwölf Labels verglichen hat. Die Kriterien der Organisationen seien zum Teil deutlich unterschiedlich streng. Auch sei nicht direkt erkennbar, welcher Anteil des Preisaufschlags für die fairen Produkte tatsächlich den Bauern und Arbeitern zugute komme.

Besonders bei Mischprodukten empfiehlt Manthey, die Zutatenliste zu prüfen. Hier kann der Verbraucher zumindest erkennen, ob bei einer Schokolade mit Siegel nur der Kakao oder auch etwa Zucker und andere Zutaten aus fairem Handel stammen.

Die Verbraucherschützer fordern daher eine gesetzliche Regelung für fair gehandelte Produkte. „Die Standards sollten von staatlicher Seite festgelegt und kontrolliert werden, wie beim Bio-Siegel“, sagt Manthey. Das Forum Fairer Handel bekräftigte am Dienstag, dass für die gesamte Wirtschaft verbindliche Regeln zur Einhaltung sozialer Mindeststandards gelten müssten. „Egal ob Fair-Handels-Unternehmen oder konventionelle Unternehmen, alle sollten dazu gebracht werden, ihre menschenrechtliche Verantwortung wahrzunehmen“, sagte Forums-Geschäftsführerin Edler der evangelischen Nachrichtenagentur epd.

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