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Handel: Metro streicht 15.000 Stellen

Deutschlands größter Handelskonzern will profitabler werden. Die Börse reagiert mit einem Kurssprung.

Berlin - Deutschlands größter Handelskonzern Metro rüstet sich für härtere Zeiten. In den nächsten drei Jahren sollen weltweit 15 000 Stellen abgebaut und die Konzernstrukturen gestrafft werden, teilte der Konzern am Dienstag in Düsseldorf mit. „Ziel ist es, das profitable Wachstum des Unternehmens langfristig zu sichern“, sagte Metro-Chef Eckhard Cordes. Es gehe nicht darum, Sparziele zu addieren, sondern die Wettbewerbsposition zu verbessern. „Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage machen wir das Unternehmen damit auch wetterfest“, betonte Cordes. Die Krise sei aber nicht Auslöser des Sparprogramms. Die Börse reagierte mit einem Kurssprung.

Die Streichungen sind Teil eines Programms zur Kostensenkung und Produktivitätssteigerung, das der Vorstand in Grundzügen bereits vor einem halben Jahr angekündigt hatte. Bis zum Jahr 2012 soll dieses 1,5 Milliarden Euro zum Ergebnis vor Steuern und Zinsen beitragen. Die eine Hälfte der Summe soll aus Kostensenkungen kommen, die andere durch eine Verschlankung der Unternehmensstrukturen erzielt werden.

Weltweit beschäftigt der Konzern nach eigenen Angaben rund 300 000 Mitarbeiter, gut ein Drittel davon entfällt auf das Inland (siehe Grafik). Wie viele der 15 000 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen und wie stark die einzelnen Konzerntöchter davon betroffen sind, behält die Metro vorerst für sich. 4000 der insgesamt 15 000 Stellen entfielen auf schon bekannte Maßnahmen bei Real und den Großmärkten, hieß es aus dem Konzern. Beim geplanten Arbeitsplatzabbau solle auf Kündigungen möglichst verzichtet werden. Zum Metro-Konzern gehören die Elektronikketten Media-Markt/Saturn, die Großmärkte Cash & Carry, die Warenhäuser Galeria Kaufhof und die Real-Supermärkte. Mehr als 60 Prozent seines Umsatzes von zuletzt 68 Milliarden Euro macht die Metro im Ausland.

Dass Vorstandschef Cordes überraschend harte Einschnitte ankündigt, deutet darauf hin, dass er mächtig unter Druck steht. Der Aktienkurs, der bei seiner Amtsübernahme im November 2007 bei rund 60 Euro notierte, hat seitdem massiv an Wert verloren. Das dürfte die Familie Haniel als Großaktionär nicht amüsieren, als deren Vertreter der frühere Daimler-Manager Cordes an die Konzernspitze gerückt war. Dass der anfänglichen Euphorie Ernüchterung gewichen ist, liegt vor allem daran, dass Cordes bei der Umsetzung seiner Ankündigungen bisher nur schleppend vorankommt. Die Real-Supermärkte sind noch im Umbau, aber nicht in den schwarzen Zahlen, für die Warenhauskette Galeria Kaufhof ist noch immer kein Käufer in Sicht, die Börsenpläne für die Elektronikmärkte Media Markt/Saturn dürften angesichts des Marktumfeldes vorerst kaum zu realisieren sein. Aufgrund der Wirtschaftskrise laufen die Geschäfte im Ausland, das mehr als 60 Prozent zum Umsatz beiträgt, schleppender. Zuletzt litt der Konzern vor allem in Italien und Spanien unter einer schwächeren Nachfrage. Auch in Osteuropa wächst der Händler inzwischen deutlich langsamer. Wann es wieder besser läuft, ist schwer vorherzusagen. Zudem dürfte es für die Metro – wie für Konkurrenten – schwieriger und teurer werden, Kredite zu bekommen, um das weitere Wachstum zu finanzieren. Das alles dämpft die Erwartungen und schadet dem Aktienkurs.

Die Ankündigung, die Kosten zu senken, half dem Kurs am Dienstag zumindest kurzfristig zu einem Höhenflug: Er stieg um 7,9 Prozent auf 26,31 Euro. Metro war damit der mit Abstand größte Gewinner im Dax. Die Reaktion der Unternehmensführung auf die sich ändernden Bedingungen sei grundsätzlich positiv, schrieb Sal.-Oppenheim-Analyst Christian Bruns in einer Studie. Die Dezentralisierung der operativen Verantwortung werde den Einzelhandelskonzern schlanker und reaktionsschneller machen.

Maren Peters

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