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Wirtschaft: Handel mit Verschmutzungsrechten kommt nur langsam in Gang

Erst wenige Konten eingerichtet – Grund sind technische Probleme

Berlin - Der europaweite Emissionshandel kämpft mit Startschwierigkeiten. Eigentlich sollte es seit März so sein, dass Unternehmen von anderen Unternehmen Verschmutzungsrechte kaufen müssen, wenn sie die Luft übermäßig mit Kohlendioxid belasten (siehe Kasten). Doch selbst in Deutschland, einem der Vorreiterstaaten, gibt es noch Probleme.

„Bisher konnten wir erst 500 CO2-Konten einrichten“, sagte der Leiter der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt), Hans-Jürgen Nantke, dem Tagesspiegel.

Insgesamt fallen aber 1849 Unternehmen unter das Emissionshandelsgesetz und benötigen ein Konto bei der DEHSt. Auch bei der Ausgabe der Emissionsberechtigungen gibt es Verzögerungen. So konnte die DEHSt auf den vorhandenen Konten erst 260 Millionen Zertifikate verbuchen. Insgesamt sollen die Unternehmen für 2005 aber 495 Millionen Berechtigungen erhalten.

Anfang März war der Emissionshandel in Deutschland offiziell gestartet, nachdem die Europäische Kommission die hiesige Zuteilung der CO2-Zertifikate genehmigt hatte. Zuvor war der Handel mit den Emissionsrechten nur in Form von Termingeschäften möglich gewesen. Doch auch jetzt können die meisten Unternehmen noch keine aktuellen Spotgeschäfte abwickeln – denn dafür bräuchten sie ein Konto bei der DEHSt.

Nantke macht für die Verzögerung technische Probleme verantwortlich. „Man muss sehen, dass wir in sehr kurzer Zeit ein komplettes Online-Banking-System installiert haben.“ Dabei gebe es eine Zentrale in Brüssel und 25 Anwender in allen EU-Mitgliedstaaten, jeweils mit verschiedenen Softwarelösungen. „Jetzt haben wir festgestellt, dass es bei der Übermittlung der Daten von anderen Staaten über Brüssel nach Deutschland Probleme gibt.“ Bis der Fehler behoben sei, könnten keine neuen Konten eröffnet werden.

Im Vergleich zum Rest Europas sind das jedoch eher kleine Probleme: Denn die meisten der 25 EU-Staaten liegen deutlich weiter zurück. Neben Deutschland sind CO2-Geschäfte bisher nur in den Niederlanden, Finnland, Schweden und Dänemark möglich. „Die anderen haben überhaupt noch keine funktionsfähigen Register“, sagte Nantke. Aber auch innerhalb Deutschlands läuft der Handel langsam an. Dabei können nicht nur Anlagenbetreiber ins CO2-Geschäft einsteigen. Denn ein Konto bei der DEHSt darf jeder eröffnen. „Derzeit haben wir in Deutschland rund 70 Anträge auf Personenkonten“, sagte Nantke. „Dahinter stehen Banken, Broker oder große Energiehändler, die in CO2-Zertifikate investieren und auf steigende Preise hoffen.“ Theoretisch könne auch ein Umweltschützer darunter sein, der etwas für das Klima tun wolle und CO2 kaufe.

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