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Wirtschaft: Handel profitiert von liberalen Gesetzen

Abschaffung von Rabattgesetz und längere Öffnungszeiten steigern die Umsätze vor allem bei den Discountern

Berlin (msh). Gut zwei Jahre nach der Abschaffung der Rabattgesetze und drei Monate nach der Verlängerung der Öffnungszeiten ziehen die Handelsunternehmen eine positive Bilanz der Liberalisierung. Nach einer Umfrage des Tagesspiegel bewerten die Händler die längeren Öffnungszeiten durchweg positiv. Unter dem Strich bleibt für die meisten Firmen ein Umsatzplus in der Kasse. Die Abschaffung des Rabattgesetzes habe zwar die Gewinne gedrückt, die Unternehmen seien bei der Preisgestaltung aber deutlich flexibler geworden. Zu den Gewinnern gehören dagegen die Discounter. Die Abschaffung der Sonderverkäufe zum Ende des Jahres wollen die Unternehmen nutzen, um weitere Verkaufsaktionen durchzuführen.

Der Wegfall von Rabattgesetz und Zugabeverordnung vor zwei Jahren kam für die Händler in einer schwierigen Situation. Wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage und den Preissteigerungen nach Einführung des Euro hielten sich die Kunden mit Einkäufen zurück. Inzwischen häufen sich die Zeichen, dass sich die Konsumlaune der Verbraucher wieder verbessert. Auch der Handel selbst ist wieder optimistischer. Das vom Kölner Marktforschungsinstitut BBE erhobene Einzelhandelsklima stieg im August auf den höchsten Stand des Jahres. Das Institut befragt monatlich 300 Händler nach ihrer geschäftlichen Lage. Fast zwei Drittel der Befragten rechnen im laufenden Jahr mit gleich bleibenden oder steigenden Umsätzen.

Die neuen Möglichkeiten bei der Preisgestaltung begrüßen die Handelsunternehmen. „Wir sind jetzt deutlich flexibler geworden und brauchen keine Angst zu haben, wegen einer Verkaufsaktion vor Gericht zu landen“, sagt KarstadtSprecher Michael Scheibe. „Allerdings wollen und können wir die Rabattschlachten der Vergangenheit nicht mehr mitmachen.“ Das habe die Gewinne empfindlich gedrückt. Auch Michael Jacobs, Sprecher der Schuhkette Görtz, bestätigt, dass die Gewinne unter den Rabattaktionen gelitten haben. „Die Preisnachlässe haben den Druck auf die Margen verstärkt.“ Deshalb sei man inzwischen dazu übergegangen, die Preisnachlässe zielgerichteter einzusetzen. Anstatt mit großen Preisschildern für die Produkte zu werben, bekommen besonders die Besitzer von Kundenkarten bessere Konditionen, um sie als Stammkunden an das Unternehmen zu binden. Ähnlich geht man inzwischen auch bei Karstadt und der Parfümeriekette Douglas vor.

Nach Ansicht von Branchenexperten hat der Preiswettbewerb auch das Kaufverhalten der Kunden verändert. „Die Verbraucher achten inzwischen noch stärker auf den Preis“, sagt Volkhardt Klöppner, Handelsexperte der Unternehmensberatung BBDO. Der Handel habe seine Kunden in den vergangenen zwei Jahren regelrecht dazu erzogen, nur die billigsten Produkte zu kaufen. Davon profitierten vor allem die Discounter, die dauerhaft niedrige Preise bieten.

Mit der Abschaffung der Schlussverkäufe sei mit einer weiteren Verschärfung des Preiswettbewerbs zu rechnen. Die entsprechende Änderung des Wettbewerbsrechts (UWG) soll nach dem Willen der Bundesregierung noch Ende des Jahres in Kraft treten. Dann sind Preisnachlässe auch für das gesamte Sortiment sowie nicht nur für den Bekleidungs- und Lederwarenhandel zulässig. Die meisten Händler haben schon Pläne für neue Verkaufsaktionen in der Schublade. „Sinn machen zum Beispiel Schlussverkäufe zum Ende einer Zwischensaison wie Frühling oder Herbst“, sagt Bernd Bednorz, Sprecher der Gemischtwarenhändlers Strauss Innovation. Karstadt-Sprecher Scheibe kann sich Sonderaktionen auch zu bestimmten Events wie Ferienbeginn, der Fußball-Europameisterschaft oder schlicht zu Ostern vorstellen.

Sämtliche Händler begrüßten die längeren Öffnungszeiten am Sonnabend. Bei Karstadt habe es zwar eine Verlagerung von Umsätzen vom Freitag gegeben, sagte Scheibe. Unter dem Strich bleibe aber ein Umsatzplus. Auch bei Strauss Innovation und Görtz bleibt nach Angaben der Sprecher mehr Geld in der Kasse.

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