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Wirtschaft: Handel wartet immer noch auf die Wende

Umsatz im Einzelhandel geht im November um sechs Prozent zurück / Branchenwerte an der Börse unter Druck

Berlin (msh). Die Umsätze im deutschen Einzelhandel sind im November erneut eingebrochen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Dienstag sanken die Umsätze im November 2002 um 6,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Branchenexperten machten die Bundesregierung für die Zurückhaltung der Verbraucher verantwortlich. Nach der Bundestagswahl hatte die Regierung wegen der schlechten Haushaltslage zahlreiche Steuer und Abgabenerhöhungen angekündigt und mittlerweile beschlossen. An der Frankfurter Börse gaben die Aktien von Einzelhändlern nach Bekanntgabe der Zahlen deutlich nach.

Bereits in der ersten Jahreshälfte 2002 war das Geschäft der Einzelhändler mäßig gelaufen. Wegen der schlechten Wirtschaftslage und der Preiserhöhungen nach der Einführung des Euro hatten sich die Konsumenten mit Einkäufen zurückgehalten. In den Monaten Juli bis Oktober hatte sich dann eine leichte Belebung des Geschäfts gezeigt. Die Hoffnungen auf eine Trendwende erhielten nach der Bundestagswahl aber einen herben Dämpfer. „Der Schock der Steuer- und Abgabenerhöhungen ist den Verbrauchern tief in die Glieder gefahren“, sagte Hubertus Pellengahr, Sprecher des Einzelhandelsverbandes HDE. Dafür spreche, dass der Umsatz im November auch im Vergleich zum Vormonat Oktober um 3,2 Prozent gesunken sei.

Fast alle Sparten des Handels verzeichneten im November einen Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat. Besonders betroffen waren Bekleidung mit einem Minus von 8,7 Prozent sowie Hausrat, Bau- und Heimwerkerbedarf mit einem Minus von 7,4 Prozent. Lediglich Drogerien und Apotheken konnten ihren Umsatz mit Kosmetik und Medikamenten um 4,2 Prozent steigern.

Nach den schlechten Novemberzahlen stellt sich jetzt die Frage, wie das Weihnachtsgeschäft gelaufen ist. Nach ersten Schätzungen lag das Weihnachtsgeschäft zwar unter dem Vorjahresniveau, aber deutlich besser als der November. Für 2003 rechnet der HDE nicht mit einer baldigen Besserung der Geschäftslage. „Die Konsumenten könnten noch einmal eine negative Überraschung erleben, wenn sie zu Jahresbeginn sehen, wie wenig in ihrem Geldbeutel bleibt“, sagte Pellengahr. Der Branchenverband erwartet daher für das neue Jahr einen Umsatzrückgang von 1,5 Prozent. Zuvor war der HDE noch von einem Minus von 0,5 Prozent ausgegangen. Vor dem Herbst erwartet der HDE keine Trendwende. Auf den privaten Konsum entfallen rund 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

An der Frankfurter Börse mussten die Aktien der Einzelhandelskonzerne am Dienstag in einem schwachen Markt überdurchschnittlich hohe Kursverluste hinnehmen. Der Kurs der Parfümeriekette Douglas sank bis zum Handelsschluss um gut fünf Prozent auf 16,48 Euro. „Wegen der schwachen Novemberumsätze vermutet die Börse, auch das Weihnachtsgeschäft sei schlecht gelaufen“, sagt Christoph Rehbach, Handelsexperte beim Bankhaus HSBC Trinkaus und Burkhardt. Douglas mache den Großteil seiner Umsätze mit Kosmetik und Parfums im vierten Quartal eines Jahres. Ein schlechtes Geschäft am Jahresende bedeutet häufig einbrechende Gewinne.“

Vor ähnlichen Problemen steht auch Karstadt-Quelle. Der Aktienkurs des Warenhaus- und Versandkonzerns sank um fünf Prozent auf 15,95 Euro. Neben der Abhängigkeit vom Weihnachtsgeschäft steht Karstadt nach Ansicht von Analysten auch vor strukturellen Problemen, da Warenhäuser bei den Verbrauchern immer mehr an Attraktivität verlieren. Hinzu kommt, dass Karstadt einen Großteil seines Umsatzes mit Textilien mache, die in den vergangenen Monaten von den Konsumenten besonders stark verschmäht worden seien. Der gut laufende Versandhandel (Quelle, Neckermann) könne diese Defizite nicht wettmachen. Auch die Beteiligung am Reiseveranstalter Thomas Cook sorgt nicht für Entlastung, weil das Reisegeschäft derzeit rückläufig ist.

Besser aufgestellt ist der größte deutsche Handelskonzern Metro, dessen Aktie am Dienstag rund vier Prozent auf 23,27 Euro verlor. Metro hat zwar auch Warenhäuser (Kaufhof) und Supermärkte (Extra, Real) im Portfolio, macht aber einen großen Teil seines Umsatzes im Großhandel und im Ausland. Diese Bereiche sorgen bei der Metro immer noch für genügend Wachstum, um dem Negativtrend der Branche zu trotzen.

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