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Verzockt. Die US-Bank gelobt Besserung, die Risiken seien reduziert worden. Foto: AFP

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Wirtschaft: Handelsskandal kostet JP Morgan vier Milliarden

US-Großbank rechnet mit weiteren Belastungen.

New York - Die Fehlspekulationen Londoner Händler haben bei der US-Großbank JP Morgan ein Loch von 4,4 Milliarden Dollar vor Steuern (3,6 Milliarden Euro) hinterlassen, wie das Institut am Freitag mitteilte. Das ist doppelt so viel wie Vorstandschef Jamie Dimon zunächst eingeräumt hatte. Dennoch schaffte die Bank das Kunststück, im zweiten Quartal ihren Gewinn im Vorjahresvergleich beinahe konstant zu halten – unter dem Strich verdiente das Institut mit knapp fünf Milliarden Dollar nur sieben Prozent weniger. JP Morgan machte sich einige Sondereffekte zunutze. So löste die Bank unter anderem einen Teil ihrer milliardenschweren Risikovorsorge für faule Kredite auf.

Allerdings muss das Institut die Ergebnisse des ersten Quartals wegen des Handelsschadens nach unten korrigieren: Der Gewinn fällt um eine halbe Milliarde Dollar niedriger aus. Zudem könnten weitere Belastungen aus den Fehlspekulationen hinzukommen, wie die Bank ankündigte. Im schlimmsten Falle wären das noch einmal 1,7 Milliarden Dollar.

JP Morgan war lange Zeit der Musterschüler unter den amerikanischen Geldhäusern. Wegen ihrer breiten Aufstellung mit Investmentbanking, Privatkundengeschäft und Vermögensverwaltung ließ die Bank – heute die größte nach Vermögenswerten in den USA – die Finanzkrise relativ schnell hinter sich. Doch mit dem Handelsskandal, der im Mai bekannt wurde, ist das Vertrauen vorerst verspielt. Damals wurde bekannt, dass Händler in der Londoner Abteilung „Chief Investment Office“ (CIO) ohne große Kontrollen gigantische Handelspositionen aufbauen konnten. Bei mindestens einem der Mitarbeiter – Spitzname „der Wal“ – ging die Rechnung allerdings nicht auf. Pikanterweise entstanden die Verluste ausgerechnet in Absicherungsgeschäften, die eigentlich dazu dienen sollen, Einbußen im Handel zu begrenzen. „Der Wal“ hat JP Morgan inzwischen verlassen, wie am Freitag aus Finanzkreisen verlautete.

Die Fehlspekulationen sind auch für Vorstandschef Dimon eine Blamage, der sich einen Namen als erbitterter Regulierungskritiker gemacht hat. Er gelobte nun Besserung und warb bei Analysten und Investoren eindringlich um Vertrauen. „Die Firma hat ausführlich untersucht, was im CIO passiert ist“, erklärte er. Die Managementstrukturen seien überarbeitet und die Risiken in den Portfolien reduziert worden. rtr

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