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Gerädert. China ist nicht nur für seine Leihräder bekannt, sondern fertigt auch viele Fahrradteile.

© imago stock

Handelsstreit mit den USA: Chinesen reagieren auf US-Strafzölle

Trump hat die Einführung neuer Strafzölle gegen China noch nicht bestätigt, da warnt Peking vor Gegenmaßnahmen. Schon jetzt verlagern Firmen ihre Produktion.

Von Carla Neuhaus

Es ist ein Machtkampf, der sich derzeit zwischen Washington und Peking abspielt. US-Präsident Donald Trump stört sich an den hohen Exporten der Chinesen, kritisiert den Diebstahl geistigen Eigentums und führt deshalb immer neue Strafzölle auf chinesische Produkte ein. Die Chinesen wiederum wollen sich nicht unter Druck setzen lassen und schlagen zurück. Auch auf die neuangekündigten Strafzölle, die die Amerikaner auf Waren aus China im Wert von 200 Milliarden Dollar erheben wollen, will die Volksrepublik reagieren. Trump hatte Medienberichte über die Einführung neuer Zölle noch gar nicht offiziell bestätigt, da hieß es aus dem Außenministerium in Peking am Montag bereits: China sei bereit, „Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um seine legitimen Rechte und Interessen zu verteidigen“.

Chinesische Firmen verlagern Produktion

Doch längst reagiert nicht nur die Politik auf die immer neuen Strafzölle aus den USA, auch Chinas Unternehmen ziehen Konsequenzen. Und die dürften der Regierung in Peking gar nicht gefallen. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet, dass inzwischen immer mehr chinesische Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern. Statt in China fertigen sie lieber in Vietnam, Serbien oder Mexiko, um die Strafzölle der Amerikaner zu umgehen. „Made in China“ ist nicht mehr angesagt. Ein gutes Beispiel ist HL Corp, ein Konzern aus Shenzhen im Südosten Chinas, der Fahrradteile wie Lenker und Gabeln herstellt. Erst im August hat das Unternehmen eine neue Fabrik eröffnet – allerdings nicht in der Heimat, sondern in Vietnam. Ein Firmenvertreter sagte, dort seien sie vor Strafzöllen geschützt. Außerdem hätten viele Fahrradhersteller, die sie beliefern, ebenfalls schon ihre Produktion nach Vietnam verlegt.

Wie sehr der Handelsstreit mit den USA China inzwischen belastet, zeigt auch ein Blick auf die Börse: Der wichtige Aktienindex Shanghai Composite ist am Monat auf seinen tiefsten Stand seit vier Jahren gefallen.

Der Streit trifft auch die Bundesrepublik

Auch in Deutschland machen sich Experten Sorgen. „Der Streit zwischen China und den USA in der Handelspolitik erreicht schwindelerregende Höhen“, sagte Volker Treier, Außenwirtschaftschef beim Deutschen Industrie- und. Handelskammertag, am Montag. „Beim betroffenen Handelsvolumen von mehreren Hundert Milliarden Dollar kommt auch die deutsche Wirtschaft alles andere als ungeschoren davon.“

Hiesige Unternehmen hätten sowohl in den USA als auch in China viel investiert. Sie beschäftigen in beiden Wirtschaftsräumen annähernd eine Million Menschen. „Viele ihrer Produkte werden über den Pazifik hinweg gehandelt und könnten zukünftig schwerer abgesetzt werden“, sagte Treier. Zudem stelle der Konflikt das mühsam aufgebaute Welthandelssystem infrage. „Am Ende werden alle Produkte einfach teurer, ohne dass irgendjemand davon einen Mehrwert hätte.“

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