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Wirtschaft: Handwerk kämpft weiter

Flaue Geschäfte und weniger Mitarbeiter in Berlin BERLIN (kwi).Die schlechte Konjunktur in Deutschland wirft weiterhin ihren Schatten auf das Berliner Handwerk.

Flaue Geschäfte und weniger Mitarbeiter in Berlin BERLIN (kwi).Die schlechte Konjunktur in Deutschland wirft weiterhin ihren Schatten auf das Berliner Handwerk.Anders als die Industrie kann die schlechte Binnennachfrage nicht durch Exporte ausgeglichen werden."1997 war ein sehr schwieriges Jahr", sagte der Präsident der Handwerkskammer Berlin, Hans-Dieter Blaese, am Freitag bei der Vorstellung des Jahresberichts der Kammer.Der Umsatz hatte lediglich das Vorjahresniveau von knapp 30 Mrd.DM erreicht, der Beschäftigtenstand war um 3,2 Prozent zurückgegangen."Das Jahr 1998 wird genauso schwierig, wenn nicht sogar schwieriger", so Blaese. Der einzige positive Trend ist nach Angaben von Blaese die um 4,5 Prozent auf 28 050 gestiegene Zahl von Handwerksbetrieben.Dabei entfielen die Neugründungen fast ausschließlich auf das handwerksähnliche Gewerbe, zu dem Bereiche wie etwa Kosmetik und Schlüsseldienst gehören."Bevor jemand arbeitslos wird, versucht er in den Sprung in die Selbständigkeit", erklärt der Kammerpräsident den Anstieg.Da die Existenzgründer oft mit zuwenig Know-How in die Selbständigkeit starten, seien die Insolvenzen allerdings sehr hoch: Fast 80 Prozent der Neugründungen im handwerksähnlichen Gewerbe überleben nicht die ersten drei Jahre, fast 50 Prozent nicht das erste Jahr.Im vergangenen Jahr waren es nur 30 Prozent gewesen.Beim Vollhandwerk mußten dagegen nur ein Drittel der Betriebe schließen.Der Grund: Um ein handwerkähnlichen Gewerbes zu betreiben, muß man keinerlei Qualifikation vorweisen.Deswegen fordert Blaese, daß mehr Tätigkeiten aus dem handwerksähnlichen Bereich dem Handwerks zugeordnet werden. Nicht nur die Konjunkturlage, auch eine schlechte Zahlungsmoral schaden dem Handwerk, so Kammerpräsident Blaese.Nach einer Umfrage unter Betrieben des Bauhandwerks bemängeln 50 Prozent der Betriebe die schlechte Zahlungsmoral öffentlicher Auftraggeber.Betriebe, die von Generalunternehmen beauftragt waren, klagten sogar in 80 Prozent der Fälle über Zahlungsschwierigkeiten.Eine hohe Belastung sei zudem die Schwarzarbeit, sagte Blaese.Im vergangenen November hatte die Handwerkskammer den Umfang der Schwarzarbeit in Berlin auf drei Mrd.DM und damit zehn Prozent des gesamten Umsatzes geschätzt.Die Kammer geht davon aus, daß die Schwarzarbeit weiter gestiegen ist.Die Strafverfolgung sei viel zu gering, sagte Blaese.1997 sei nur in 64 Fällen ein Bußgelder in Höhe von 935 000 DM wegen unberechtigter Handwerksausübung verhängt worden.Kritisch äußerte sich Blaese auch zu den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie zu hohen Lohnnebenkosten.

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