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Wirtschaft: Handwerker verteidigen den Meisterbrief

BONN (brs/HB).Im deutschen Handwerk wird im laufenden Jahr nur leise geklappert.

BONN (brs/HB).Im deutschen Handwerk wird im laufenden Jahr nur leise geklappert.Während die großen Wirtschaftsforschungsinstitute für 1999 einen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung um 1,7 Prozent vorhersagen, rechnet der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) für die 850 000 Handwerksbetriebe nur mit einer Steigerung von rund einem Prozent.

Als Gründe für das unterdurchschnittliche Wachstum seines Wirtschaftszweigs nannte ZDH-Präsident Dieter Philipp die nach wie vor "unbefriedigende Lage der Bauwirtschaft".

Erneut forderte Philipp, die Unternehmensteuerreform wie zugesagt Anfang 2000 zu realisieren.Bund, Länder und Gemeinden sollten im Rahmen einer umfassenden Reform des Finanzsystems für alle Einkommensbezieher die Einkommensteuer einschließlich des Spitzensteuersatzes deutlich senken.Für Gewerbetreibende müsse darüber hinaus die Gewerbesteuer möglichst schnell abgeschafft werden.

Ein erster Schritt könnte aus Sicht des ZDH sein, die Freibeträge zu verdoppeln und die Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer anzurechnen.Bei der Unternehmenbelastung müsse das Ziel bleiben, den Steuersatz für alle Unternehmensarten auf höchstens 35 Prozent zu senken - einschließlich der Belastung durch die Gewerbesteuer.

Nur wenn den Unternehmen verbindliche Steuerentlastungen zugesagt würden, sei der ZDH bereit, der Aufforderung von Wirtschaftsminister Werner Müller zu folgen und eigene Vorschläge zum Subventionsabbau zu unterbreiten.

Harsche Kritik übte Philipp noch einmal an der in der Koalitionsvereinbarung festgeschriebenen Absichtserklärung, den Erwerb des Meisterbriefes berufsbegleitend, also auch nach einer Existenzförderung, zu ermöglichen.Derzeit gilt: Nur wer bereits einen Meisterbrief vorweisen kann, darf sich in einem der fast 100 Handwerke selbständig machen.

Philipp: "In völliger Übereinstimmung mit den Arbeitnehmern im Handwerk warnen wir davor, den Großen Befähigungsnachweis" - wie der Meisterbrief in bestem Behördendeutsch genannt wird - "aufs Spiel zu setzen."

Argumentationshilfe in Form einer neuen Studie erhielt Deutschlands oberster Handwerker vom Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen.Das Ergebnis einer Untersuchung, die, wie ZDH-Chef Philipp betonte, keine Auftragsarbeit gewesen sei, fällt nach den Worten des RWI-Leiters Paul Klemmer eindeutig aus: "Bei der Abschaffung des Großen Befähigungsnachweises würden wir wenig gewinnen, aber vieles verlieren."

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