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Wirtschaft: Handy-Hersteller machen der Branche Mut

Marktführer Nokia und Siemens verkaufen mehr Mobiltelefone – Wachstum vor allem in Asien und Lateinamerika

Berlin/München (msh/nad). In der Hightech-Industrie mehren sich die Zeichen für eine konjunkturelle Erholung. Am Donnerstag gaben Handy-Weltmarktführer Nokia und der Elektronikkonzern Siemens überraschend gute Geschäftszahlen bekannt und wagten vorsichtig optimistische Prognosen für das laufende Jahr. Die Belebung des Handy-Geschäfts im vierten Quartal 2002 ist für Mobilfunkexperten aber noch kein Indiz für eine nachhaltige Trendwende.

Die Hersteller von Mobiltelefonen haben zwei schwere Jahre hinter sich. Seit einer Boomphase Ende der Neunzigerjahre mit sehr hohen Wachstumsraten sind die Märkte in Europa und den USA nahezu gesättigt. Inzwischen greifen die Kunden wieder zu. „Viele Handy-Besitzer ersetzen derzeit ihre Geräte, weil ihre Verträge auslaufen“, sagt Carolina Milanesi, Mobilfunk-Analystin des Markforschungsinstituts Gartner. Zudem wecke die neue Handy-Generation mit Farbbildschirmen und Kameras die Kauflust der Kunden. Nach Schätzung von Gartner werden 2003 zwischen zehn und zwölf Prozent mehr Handys verkauft. Allerdings komme das Wachstum vor allem aus Asien und Lateinamerika. In Europa und Nordamerika führe der Austausch von Handys aber ebenfalls zu einer stabilen Nachfrage.

Der finnische Konzern Nokia erwaret, dass alle Handy-Hersteller zusammen 2003 rund zehn Prozent mehr Mobiltelefone verkaufen können als im Vorjahr. 2002 waren weltweit 405 Millionen Mobiltelefone verkauft worden. Nokia bleibt damit bei seiner im Vergleich zur Konkurrenz optimistischen Prognose. Nokias weltweiter Marktanteil bei Handys stieg nach Angaben von Firmenchef Jorma Ollila im Jahresdurchschnitt auf 38 Prozent und liegt damit unangefochten an der Spitze der Handy-Produzenten (siehe Grafik). „Nokia hat eine sehr starke Marke und verfügt über eine ausgewogene Produktpalette“, begründet Gartner-Analystin Milanesi den Erfolg von Nokia. 2002 steigerte der Konzern den Reingewinn um 54 Prozent auf 3,38 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Die Nokia-Umsätze sanken 2002 allerdings um vier Prozent auf gut 30 Milliarden Euro. Der Umsatz mit Mobiltelefonen – Nokia verkauft auch Netzwerktechnik – stagnierte bei 23,2 Milliarden Euro.

Auch der Elektronik-Konzern Siemens verzeichnete einen Rekordabsatz bei Handys. Siemens steigerte den Absatz im abgelaufenen Quartal um mehr als 20 Prozent auf elf Millionen Handys – eine positive Überraschung, denn Branchenkenner hatten mit nur neun Millionen gerechnet. „Das Weihnachtsgeschäft ist ausgesprochen gut gelaufen“, sagte Konzern-Chef Heinrich von Pierer am Donnerstag auf der Hauptversammlung in München. Das vierte Quartal ist wegen der Weihnachtseinkäufe traditionell das stärkste im Mobilfunkgeschäft. Auch von Pierer erwartet einen wachsenden Handy-Markt. Für 2003 rechnet er mit weltweit mindestens 420 Millionen verkauften Mobiltelefonen. Bei einem Marktanteil von neun Prozent würde das für Siemens einen Absatz von 40 Millionen Geräten bedeuten.

Siemens war im vergangenen Jahr weltweit auf den vierten Rang der Handy-Produzenten hinter Nokia, Motorola und Samsung abgerutscht. Die Vorgabe des Konzernchefs, in jedem Geschäftsfeld mindestens die Nummer Drei zu sein, erfüllt die Handy-Sparte bisher nicht. Zumal mit der neuen Generation von Mobiltelefonen weitere Anbieter wie Sharp, Panasonic oder Nec auf den europäischen Markt drängen. Sie haben auf ihren Heimatmärkten in Asien bereits Erfahrungen mit Multimedia-Handys gesammelt. „Siemens muss aufpassen, nicht den Anschluss zu verpassen“, sagt Milanesi. Zum Beispiel hatte es lange gedauert, bis auch Siemens ein Handy mit Farbdisplay auf den Markt brachte.

Unter Druck geraten die Hersteller auch von Seiten der Mobilfunkbetreiber, von denen viele wegen der UMTS-Investitionen unter hohen Schulden leiden. „Netzbetreiber wie Vodafone oder T-Mobile wollen die Handys zunehmend unter eigenem Label verkaufen, um selbst zu bestimmen, welche Funktionen die Geräte haben“, sagt Thorsten Wichmann, Mobilfunkexperte bei Berlecon Research. Mittelfristig könnten so die Marken der Handy-Hersteller verblassen und die Preise stark fallen.

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