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Wirtschaft: Handybenutzer gehen leer aus

Grüne fordern Schadenersatz für den Netzausfall in Frankfurt – doch T-Mobile lehnt Entschädigungen für die Kunden ab

Berlin (vis). 14 Stunden hat es gedauert, dann funkte es wieder. Ein Softwarefehler in einer Vermittlungsstelle des größten deutschen Mobilfunknetzbetreibers TMobile hatte am Donnerstag im Ballungsraum Frankfurt (Main) für einen Ausfall des D1-Netzes gesorgt. Am Frankfurter Flughafen und am Hauptbahnhof, in den Bankentürmen der Finanzmetropole, von Offenbach bis Wiesbaden konnten T-Mobile-Kunden nicht telefonieren. Wie viele Menschen genau betroffen waren, kann niemand sagen. „Dass ausgerechnet das bevölkerungsreiche Rhein-Main-Gebiet betroffen war, tut uns am meisten Leid“, sagt ein Sprecher von T-Mobile. Eine Entschädigung für den Netzausfall werde es jedoch für die Kunden nicht geben. „Wem sollen wir eine Ersatzleistung anbieten? Wir können ja nicht nachprüfen, wer betroffen war.“

Einen Ausgleich für die Kunden aber fordert Ulrike Höfken, verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen. „Ich plädiere dafür, dass die Kunden einen Ersatz für den Leistungsausfall bekommen.“ Als angemessen betrachte sie einen Betrag in Höhe der durchschnittlichen Gebühren, die normalerweise binnen 14 Stunden anfallen. Dies solle aus Kulanz geschehen. Beim Bundesverband der Verbraucherzentralen hieß es, der Netzausfall sei eine technische Störung, die höherer Gewalt gleichkomme. Ein Schadenersatzanspruch erwachse daraus nicht. „Die Kunden müssen so etwas hinnehmen, ebenso wie Funklöcher.“

Anders sehe die Situation jedoch aus, wenn es öfter zu Netzausfällen komme, sagte Höfken. „Auf jeden Fall muss sich das Unternehmen dann auf die Situation einstellen und Ersatzcomputer hinstellen, die bei einem Ausfall einspringen“, sagte Höfken. Der Mobilfunkexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Ulrich Kelber, sagte, dass nun eine genaue Fehleranalyse nötig sei. Zu klären sei auch, ob die technischen Anforderungen an die Sicherheit der Systeme erhöht werden müssten. Netzausfälle wie jetzt in Frankfurt seien aber bisher selten, und mehr Sicherheit koste eben auch mehr Geld. „Die Frage ist, ob die Kunden die minimale Reduzierung der Ausfallwahrscheinlichkeit teuer bezahlen wollen.“ Auch die wirtschaftpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Dagmar Wöhrl, sagte dem Tagesspiegel, der Softwareausfall rechtfertige noch keinen Eingriff des Gesetzgebers. „Wenn sich derartige Ausfälle allerdings häufen sollten, was ich nicht annehme, muss der Gesetzgeber über Konsequenzen nachdenken“, sagte Wöhrl.

Im Moment ist man bei T-Mobile noch mit der Fehleranalyse beschäftigt. Auszuschließen sei jedoch, dass ein Virus oder ein Angriff von außen den Fehler verursacht hätten. Der Vermittlungsrechner mit der defekten Software war am Freitagnachmittag immer noch nicht wieder in Betrieb gegangen. T-Mobile hat stattdessen auf andere Vermittlungsrechner umgeschaltet, die am Freitag die Antennen im Großraum Frankfurt wieder ans Netz brachten. Den durch den Netzausfall entgangenen Umsatz schätzte ein Sprecher auf einen sechs- bis siebenstelligen Betrag.

Viele Betroffene hatten am Donnerstag in Frankfurt verzweifelt nach Alternativen gesucht. Das Einbuchen in ein anderes Mobilfunknetz, das so genannte Roaming (siehe Lexikon), ist innerhalb von Deutschland nur zwischen O2 und T-Mobile möglich. Die anderen Netzbetreiber haben keine entsprechenden Verträge miteinander. Zum ersten Mal seit langem machten sich viele Menschen daher auf die Suche nach einer öffentlichen Telefonzelle. Doch gerade weil es inzwischen mehr als 55 Millionen Handybesitzer in Deutschland gibt – allein 23,5 Millionen bei T-Mobile –, werden Telefonhäuschen immer seltener. Zu den Höchstzeiten gab es in Deutschland einmal 165000. Inzwischen sind es noch rund 110000. Beruhigend für Handybesitzer ist jedoch: Der Notruf vom Handy funktioniert auch, wenn das eigene Netz versagt. Es muss nur überhaupt ein Netz verfügbar sein.

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