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Wirtschaft: Handybranche hat die Wende geschafft

Der Markt für Mobiltelefone ist um sechs Prozent gewachsen / Asiatische Hersteller greifen an

Düsseldorf (slo/HB). Der große Sieger auf dem weltweiten Markt für Mobiltelefone heißt Samsung. Der südkoreanische Konzern hat die Nummer eins, den finnischen Konzern Nokia, zwar nicht vom Thron gestoßen, im vergangenen Jahr aber das kräftigste Wachstum hingelegt: Samsung hat 41,7 Millionen Handys verkauft und damit knapp 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Das geht aus Untersuchungen der Marktforscher von Gartner hervor, die ihre Ergebnisse an diesem Montag veröffentlichen.

Demnach haben die Handyhersteller im Jahr 2002 weltweit 423,4 Millionen Geräte verkauft und damit sechs Prozent mehr als im Vorjahr. „Das hat unsere Erwartungen übertroffen“, sagt GartnerAnalyst Ben Wood. Im Jahr 2001 war die Anzahl der verkauften Mobiltelefone im Vergleich zum Vorjahr nämlich um mehr als drei Prozent geschrumpft – zum ersten Mal in der Geschichte der Mobilfunk-Industrie.

Dass der Markt im Jahr 2002 so deutlich gewachsen ist, lag laut Wood vor allem an einem starken vierten Quartal in Asien und Europa. Davon haben die fünf größten Produzenten durchweg profitiert. Sie konnten gegenüber dem Vorjahresquartal mehr verkaufen – sogar Sony-Ericsson. Insgesamt hat das Joint Venture allerdings im vergangenen Jahr Marktanteile verloren. Entgegen den eigenen Angaben hatte Nokia laut Gartner im vierten Quartal einen Marktanteil von knapp 37 Prozent. Die Finnen selbst sind vor etwa einem Monat noch von 39 Prozent ausgegangen. „Nokia hat den Gesamtmarkt kleiner geschätzt und diese Schätzung auch noch zu einem frühen Zeitpunkt vorgenommen“, sagt Analyst Wood.

Auch wenn die Branche jetzt wieder die Wende geschafft hat und gewachsen ist, ein Schatten bleibt: Es waren vorwiegend die einfacheren Geräte, die im vergangenen Jahr über die Ladentheke gegangen sind. Die Folge: Die Umsätze der Hersteller sind nicht im selben Maße wie die Absatzzahlen der Geräte gewachsen. „Die Nachfrage nach den etwas aufwändigeren Geräten mit farbigen Displays und neuen Anwendungen wird vor allem in Europa dieses Jahr aber zunehmen“, sagt Wood. Als Indikator dafür sieht er den Erfolg des Mobilfunkanbieters Vodafone mit seinem Dienst „Vodafone live“. Innerhalb von zwei Monaten haben die Briten in Europa fast 400000 der entsprechenden Kamera-Handys verkauft. Für das laufende Jahr erwarten Nokia & Co., dass weltweit zehn Prozent mehr Geräte verkauft werden als 2002. Beim Umsatz der Branche rechnen Analysten mit einem Plus von vier Prozent.

Dass schon in diesem Jahr ein neuer Spieler in die Gruppe der fünf größten Handy- Produzenten aufsteigt, gilt als unwahrscheinlich. Mittelfristig wird aber LG Electronics aus Südkorea als ein guter Kandidat gehandelt, um den Markt aufzumischen. „LG versucht die Samsung-Strategie zu kopieren und bringt auf eine recht aggressive Art hochqualitative Produkte“, sagt Wood. Die Südkoreaner hätten Erfahrung mit Multimedia- Handys, die sich in Europa bald auszahlen werde. LG könnte daher für Sony-Ericsson, die Nummer fünf, gefährlich werden. Seit der Gründung vor mehr als zwei Jahren hat das schwedisch-japanische Unternehmen seinen Marktanteil auf weltweit 5,5 Prozent fast halbiert. Das Unternehmen ist auf Zuschüsse der Mutterkonzerne angewiesen, während Konkurrenten wie Siemens und Motorola ihre verlustgeplagten Handysparten wieder profitabel gemacht haben.

In diesem Jahr werde sich wohl entscheiden, ob Sony-Ericsson die Wende schafft, erwarten Analysten, nachdem der Anbieter inzwischen auch einige neue Modelle auf den Markt gebracht. Gefahr für die großen Handy-Produzenten droht nach Ansicht von Experten ebenfalls durch die Mobilfunknetzbetreiber. „Die sind besorgt angesichts der Dominanz von Nokia und versuchen dem verstärkt mit Geräten kleinerer Hersteller zu begegnen, die eher auf die Vorstellungen der Netzbetreiber eingehen“, sagt Wood. Vodafone-Live-Geräte kommen unter anderem von Panasonic. Die Nachfrage nach „Vodafone live“ hat auch das Wachstum von Panasonic in den Top zehn der größten Mobiltelefon-Produzenten befördert.

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