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Kein gutes Geschäft.

© picture alliance / dpa

Wirtschaft: Haniel hat zu viel Handel

Metro-Mutterkonzern mit Milliardenverlust.

Duisburg - Stephan Gemkow, viele Jahre Finanzvorstand der Lufthansa, war erst einen Monat Chef von Haniel, als sich der Familienkonzern in der hauseigenen Zeitschrift dem Thema Glück widmete. „Haniel hat es einst tief in der Erde gefunden – und legt es heute in die Hände eines Mannes, der aus der Luft kam. Das kann doch kein Zufall sein“, hieß es im Vorwort.

War es auch nicht. Franz Markus Haniel, Aufsichtsratsvorsitzender der Holding und Oberhaupt der rund 650 Familien-Gesellschafter, hatte Gemkow 2012 gewählt, weil er einen Sanierer für brauchte. Er braucht ihn noch immer. Obwohl Gemkow die Schulden von 2,4 auf unter zwei Milliarden Euro gesenkt hat, steckt Haniel in einer tiefen Krise. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz leicht auf 26,3 Milliarden Euro. Gemkow musste bei seiner ersten Bilanzvorlage einen „historischen Verlust“ einräumen. Der Jahresfehlbetrag betrug 1,9 Milliarden Euro.

Die Konsequenz: Zum ersten Mal in der mehr als 250-jährigen Geschichte wird die Dividende gestrichen. Noch 2012 flossen dem Haniel-Clan 50 Millionen Euro zu. Das schmerzt, denn viele Gesellschafter beziehen große Teile ihres Einkommens aus der Ausschüttung. Franz Markus Haniel bot im Falle eines Liquiditätsengpasses sogar Sonderdarlehen an.

Das Problemkind hat einen Namen: Metro. Haniel hatte den Anteil an Deutschlands größtem Handelskonzern 2007 für einen Preis von rund 60 Euro je Aktie kräftig aufgestockt – und sich dafür hoch verschuldet. Doch das inzwischen in den MDax abgestiegene Unternehmen ist 2012 nur knapp einem Verlust entgangen. Die Aktie kostet gerade noch 22 Euro. Haniel musste allein den Wert der Metro-Beteiligung um 1,2 Milliarden Euro berichtigen. Zu allem Unglück enttäuschte auch Celesio, Haniels zweitwichtigstes Investment im MDax. Der Pharmagroßhändler verzeichnete einen Millionenverlust. Grund dafür waren Abschreibungen beim Verkauf der Versandapotheke DocMorris und anderer Töchter.

Zwar hat Gemkow als eine der ersten Amtshandlungen die Anteile an Metro und Celesio reduziert. Die börsennotierten Beteiligungen bilden aber weiterhin ein gefährliches Übergewicht im Konzernportfolio. Ende 2011 hatten die Ratingagenturen Haniel-Anleihen zum Ramsch erklärt. Eine Aussicht auf Rückkehr in den Investmentbereich sehen Analysten derzeit nicht. Der Konzern steckt gewissermaßen in der Falle: Weil die alten Geschäfte nicht laufen, müsste er in neue investieren. Doch dafür fehlt das Geld.

Weitere Anteilsverkäufe bei Metro und Celesio schließt Gemkow aus. Metro rechnet wieder nur mit einem „kleinen Gewinn nahe null“. Celesio will zurück in die schwarzen Zahlen, kämpft jedoch euorpaweit mit Einsparungen im Gesundheitswesen und dem hohen Preisdruck.

„Wir erwarten für 2013 einen Umsatzrückgang, aber einen moderaten Anstieg des operativen Ergebnisses“, sagte Gemkow. „Wunder würden helfen, sind aber, wie wir alle wissen, eher selten“, wird er im zuletzt erschienenen Haniel-Magazin zitiert. Von Glück ist bei ihm keine Rede.Kirsten Ludowig (HB)

Kirsten Ludowig (HB)

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