zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Hannover-Messe: Die Leistungsschau der Next Economy

Stimmung ist alles. Vor allem in der Wirtschaft.

Stimmung ist alles. Vor allem in der Wirtschaft. Zuletzt hat es mit der Stimmung in Deutschland nicht so gut geklappt. Prompt raunten die Konjunkturexperten etwas von Abschwung und Krise. Und das, obwohl Kanzler Gerhard Schröder (SPD) sich persönlich für gute Stimmung stark macht und ganz fest an ein gesundes Wachstum glaubt. Damit es bald wieder klappt mit dem Konjunktur-Optimismus, will der Kanzler sogar persönlich auf der Hannover-Messe gut Wetter machen. Zusammen mit Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp wird er am Sonntagabend vor vielen Fernsehkameras die traditionsreiche Industrieschau eröffnen und mit einer guten Miene die bösen Gerüchte vom Konjunktureinbruch zu vertreiben versuchen.

Dass der Kanzler so kurz nach der Cebit schon wieder eine Messe eröffnet, ist ungewöhnlich - zeigt aber, dass Schröder gerne ein positives Signal von der Ausstellung ausgehen sähe, auf der sich die Schlüsselbranchen des Landes präsentieren. Deswegen hat er einige Tage vor der Messe auch seinen Finanzminister nach Hannover geschickt. "Ein positiver Verlauf verbessert die Aussichten auf ein starkes Wirtschaftswachstum", hat Hans Eichel (SPD) dort gesagt. Das hält auch die Industrie für nötig, "damit die Stimmung bei den Unternehmen nicht kippt", heißt es beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Denn die habe in den vergangenen Monaten gelitten, auch wegen der Wirtschaftspolitik des Kanzlers. Wie sehr, das wird Gerhard Schröder sicherlich von einigen der rund 7000 Aussteller und der an den fünf Messetagen erwarteten 250 000 Besuchern zu hören bekommen.

Die Gefahr plötzlicher Panik besteht aber zumindest beim Maschinen- und Anlagenbau sowie der Elektroindustrie derzeit nicht. Die Prognosen der Verbände sind positiv, trotz der von 2,7 auf 2,1 Prozent gesenkten gesamtwirtschaftlichen Wachstumserwartungen. Der Maschinenbau, der 893 000 Menschen beschäftigt, erlebte im Jahr 2000 einen Boom und legte um 8,4 Prozent auf einen Umsatz von 255 Milliarden Mark zu. Für 2001 hofft man auf ein Plus von fünf Prozent - das Ifo-Institut hält sogar sechs Prozent für möglich. Und das, obwohl mit den Auftragseingängen für Februar zuletzt ein wichtiger Frühindikator für die Zukunft um fünf Prozent unter dem Vorjahresmonat lag. Auch bei der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie halten sich die Anzeichen für eine Krise in Grenzen. "Wir rechnen mit Zuwächsen von sechs bis sieben Prozent auf mehr als 340 Milliarden Mark Umsatz", sagt Dietmar Harting, der Präsident des Verbandes ZVEI. Ein Grund für den Optimismus ist auch, dass die meisten Kunden der Maschinenbauer in Europa sitzen. "Dort sind die Aussichten nach wie vor ordentlich", sagt Eberhard Reuther, der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Trotz der starken Exportorientierung - sieben von zehn eingenommenen Mark kommen aus dem Auslandsgeschäft - schlägt der Abschwung in den USA deshalb nicht so stark durch.

Dennoch ist Hannover wichtig. Zum einen, weil die Wirtschaft nach Ölpreisschock und abgekühltem Export "in einer schwächelnden und wackligen Phase" steckt, hat Konjunkturexperte Eckhardt Wohlers vom Hamburgischen Welt-Wirtschaftsarchiv (HWWA) beobachtet. Zum anderen, weil nach der Entzauberung der New Economy nun wieder die Old Economy als Motor der Wirtschaft gefragt ist. Dabei wehren sich die Maschinenbauer dagegen, als altmodisch abgestempelt zu werden. "Ohne unsere hochmodernen Maschinen könnten die Produkte der New Economy gar nicht hergestellt werden", sagt Alexander Batschari vom VDMA. Weil beide Branchen miteinander verschmelzen, sprechen die Hersteller lieber von der Next Economy. Denn, so Batschari, "wir verbinden das Neue mit dem Bewährten". Ein Beispiel dafür ist das Zusammenwachsen von Mechanik, Elektronik und Software mit Lasern, Sensoren und Kameras. Das verbessert Qualität und Flexibilität der Betriebe. Dieser Fabrikautomation genannte Industriezweig wird mit 1500 Ausstellern der Schwerpunkt der Hannover-Messe sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false