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Auf der Hannover Messe präsentieren sich Berliner Firmen.

© promo

Hannover-Messe: Wie sich Berlins Gründerszene präsentiert

Berliner Start-ups werben auf der Hannover Messe um Kunden. Ein paar Musterbeispiele für die Mischung aus jungen Ideen und etablierter Wirtschaft.

Noch läuft nur interaktive Werbung über das Riesen-Display in der über zwei Meter hohen Glasvitrine. Doch Nico Nowarra denkt weiter: „Damit könnte auch der Bahnhof Gesundbrunnen in einem Quiz gegen den Bahnhof Ruhleben antreten“, sagt der Chef des Berliner Start-up-Unternehmens Experimental Game GmbH. Seine Idee: Beim Warten auf die Bahn beantworten die  Passagiere gemeinsam die Fragen durch Abstimmung per Handaufheben. Sensoren im Gerät ermitteln in den Stationen die jeweilige Mehrheit für die Lösungsvorschläge und vergleichen sie mit den Ergebnissen am anderen Ende der Stadt. „Dann sehen wir, welcher Bahnhof besser ist“, sagt Nowarra.

Das spielerische Gemeinschaftsgefühl auf dem Weg zur Arbeit, zur Uni oder zur Schule ist natürlich noch Zukunftsmusik, die interaktive Vitrine aber schon Realität: Der gemeinsam von Experimental Game und dem Stadtmöblierer Wall AG entwickelte Prototyp ist derzeit in Halle 7 der Hannover Messe auf dem Gemeinschaftsstand „PopUpLab“ von d be Berlin zu besichtigen. Dort laufen Animationsfilme der in Berlin ansässigen Industriefirmen Bombardier, Coriant, HObA, Jonas & Redmann und Siemens. „Normale Werbung rauscht irgendwann an einem vorbei; die Interaktion zieht die Betrachter besser in den Bann“, erklärt Nowarra.

Denkbar seien aber auch andere Anwendungen – von Fahrplaninfos bis zum E-Learning. Daten oder gar Fotos von den Menschen vor dem  Bildschirm erfasse man nicht, beruhigt der Experimental-Chef. Mit der Wall AG verhandle man gegenwärtig die weiteren Einzelheiten des Projekts.

„Start-up meets Grown-up“

Die Kooperation  ist eines der auf der Hannover Messe präsentierten Musterbeispiele für die chancenreiche Mischung aus jungen Ideen und etablierter  Wirtschaft. „Start-up meets Grown-up“, nennt sich die Kampagne der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berlin Partner. 2,1 Milliarden Euro flossen 2015 in  Berliner Newcomer-Firmen; damit belege die Metropole  „die Pole-Position in Europa“, erklärt Berlin Partner.  „Beide Seiten profitieren enorm voneinander“, meint Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU). Und dies gelte nicht nur bei der Finanzierung, sondern auch für die Entwicklung neuer Arbeitsmethoden, das Öffnen von Märkten oder die  Bewältigung bürokratischer Hürden.

Beispiel BärDrones und Osram: Der Lampenhersteller hat den Entwickler individueller Industriedrohnen auf sein Firmengelände geholt und stattet die Fluggeräte mit leichten Hochleistungslichtquellen aus.  Osram kann einfacher Kontakte zu potenziellen Kunden in der Wirtschaft oder in der Sicherheitsbranche vermitteln als BärDrones vielleicht selbst. Umgekehrt erschließt sich der Konzern neue Geschäftsfelder; seine Manager können  von ungewöhnlichen Arbeitsmethoden und Risikobereitschaft ihrer neuen „Kollegen“ lernen.

Hypermoderne Digitaltechnik

Ähnliches gilt für die Kooperation von botspot mit dem Medizinprodukteproduzenten  ottobock. Der neue Ganzkörperscanner der Start-up-Firma erfasst in Bruchteilen von Sekunden genauestens die menschlichen Maße. Damit könne man die Herstellung von Prothesen auf vier Tage verkürzen, berichtet botspot-Chef Manfred Ostermeier. Bisher normal seien rund sechs Monate. „Für die Betroffenen ist dies eine ungeheure Entlastung.“ Und für den Hersteller natürlich eine erhebliche Kostenersparnis.

Hypermoderne Digitaltechnik hat auch die  Berliner Energieagentur, den Versorger Vattenfall und den Blockheizkraftwerksbetreiber BTB beeindruckt. Sie unterstützen die handballgroße Panoramakamera der Firma Panono. Mit 36 Einzellinsen fängt die Kugel einen 360-Grad-Rundumblick ein – in einer laut Marketingchefin Julie Spielmann bisher nicht erreichten Auflösung von 108 Megapixel.  Die Kamera, die sich sogar in die Luft werfen lässt, überträgt die Rohdaten auf einen Cloudserver, dort werden sie zusammengefügt – so wie bereits diverse Motive der drei Energieunternehmen.

Nach der Hannover Messe sind diese Bilder, aber auch die meisten anderen Exponate wie die Roboterin Anna der Firma pi4 oder die in einem 3-D-Drucker von BigRep hergestellten Teile eines BMW-Motorrads S 1000 RR demnächst in Berlin zu sehen. Das PopUpLab macht vom 10. bis zum 14. Mai Station im Einkaufszentrum Bikini. Neben reiner Wirtschaft sollen dort dann auch Elemente aus Wissenschaft, Kultur, Tourismus und Gastronomie geboten werden.

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