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Wirtschaft: Harter Kampf ums schnelle Internet

Anbieter buhlen mit Pauschaltarifen und Zugaben um die Gunst der DSL-Kunden – und das bleibt auch so, sagt Freenet-Chef Spoerr

Berlin - Auf dem Markt für schnelle Internetanschlüsse (DSL) wird hart um die Kunden gekämpft: Die Anbieter locken mit günstigen Pauschaltarifen, bieten immer mehr Leistung für den gleichen Preis und stellen Hardware kostenlos zur Verfügung. Das wird sich so schnell auch nicht ändern, sagt Freenet-Chef Eckhard Spoerr dem Tagesspiegel. „Wir können diese Strategie bis zum Sanktnimmerleinstag durchhalten.“

Spoerr verweist dabei auf seine Bilanz 2004. Der Hamburger Internet- und Telefonanbieter Freenet hat vor Steuern einen Gewinn von 97 Millionen Euro erzielt. Das aggressive Werben um Kunden koste zwar Geld, „und natürlich könnten die Gewinne noch höher sein“, sagt Spoerr. „Aber wir bewegen uns in einem hochattraktiven Markt, auf dem es im Moment einen Verteilungskampf gibt.“

Die großen Wettbewerber wie Freenet, United Internet oder T-Online hätten damit kein Problem, sagt Spoerr. Freenet hatte zum Jahresende rund 350000 DSL-Kunden unter Vertrag, ist damit nach eigenen Angaben Nummer vier auf dem deutschen Breitbandmarkt. Bis Ende März will Freenet es auf mehr als 400000 Kunden bringen. Mit Abstand Marktführer ist weiterhin die Telekom-Tochter T-Online (rund drei Millionen DSL-Kunden), gefolgt von United Internet (eine Million Kunden).

Dass die Preise für DSL weiter sinken werden, erwartet Spoerr nicht. „Die Preise sind auf einem sehr attraktiven Niveau – auch im internationalen Bereich. Ich sehe im Moment keinen massiven Preisdruck, weil kleinere Anbieter schon jetzt nicht mehr mitgehen können.“ Die großen Anbieter dagegen müssten sehr viel Geld in Kundenakquisition und Marketing stecken. „Wir erhöhen lieber unser Marketingbudget, als dass wir weiter Preisnachlässe geben“, sagte Spoerr.

DSL-Anbieter wie Freenet und United Internet machen der Telekom immer stärker Konkurrenz – auch in ihrem Kerngeschäft. Sie bieten Telefongespräche über das Internet an. Freenet hat mit Web.de und Sipgate ein Abkommen, so dass ihre Kunden miteinander sogar kostenlos telefonieren können. „Die DSL-Pakete sind so berechnet, dass wir trotzdem damit Geld verdienen“, sagte Spoerr. Je mehr Kunden über das Netz kostenlos telefonieren können, desto attraktiver wird das Angebot. Daher kann sich Spoerr vorstellen, dass sich auch United Internet der Allianz anschließen könnte. „Das ist nur eine Frage der Zeit“, sagte Spoerr. Konkrete Gespräche mit United Internet gebe es jedoch noch nicht. Dass auch T-Online bald Telefonieren über das Internet anbieten will, sieht Spoerr gelassen. „Ich erwarte nicht, dass T-Online Internet-Telefonie aggressiv einführen und extrem günstig machen wird.“

Ende 2004 hat Freenet den Berliner Internetdienstleister Strato übernommen. „Strato wird als eigenständige Einheit mit dem Standort Berlin weitergeführt“, kündigte Spoerr an. „Die Arbeitsplätze bleiben erhalten.“ Ziel der Akquisition sei es nicht, Kosten zu sparen, sondern auf dem DSL-Markt künftig mit zwei Marken vertreten zu sein. Erste neue Angebote sollen im März präsentiert werden.

Zu Spekulationen, Freenet könnte wieder in den Mutterkonzern Mobilcom integriert werden, sagte Spoerr: „Man hat mit mir noch nicht darüber gesprochen – so heiß kann das Thema also nicht sein.“ Vorab müsse geklärt werden, was die Strategie einer gemeinsamen Einheit sei. „Wenn die Strategie wäre, im Mobilfunkbereich weiter aufzubauen, dann können wir das unseren Aktionären nicht empfehlen. Freenet hat schließlich das wachstums- und ertragsstärkere Geschäft.“

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