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Wirtschaft: "Haste mal ein Sandwich?"

Jetzt kann man es sich nochmal richtig gut schmecken lassen - den Business-Lunch oder das abendliche Geschäftsfreunde-Essen mit anschließendem Barbesuch. Vor uns liegt eine Dürrezeit, in der der Fiskus nicht mehr als stiller Gastgeber bei jedem Geschäftsessen dabeisitzen und mitbezahlen will.

Jetzt kann man es sich nochmal richtig gut schmecken lassen - den Business-Lunch oder das abendliche Geschäftsfreunde-Essen mit anschließendem Barbesuch. Vor uns liegt eine Dürrezeit, in der der Fiskus nicht mehr als stiller Gastgeber bei jedem Geschäftsessen dabeisitzen und mitbezahlen will. Minister Hans Eichel hat in seinem Drang, den Haushalt endlich ins Lot zu bringen, die Spesen als Instrument in seinem Streichkonzert entdeckt. Eine Milliarde sollen sie bringen. Entsetzen bei der Wirtschaft. Wie soll noch ein lukratives Geschäft zustande kommen, wenn nicht am Tische eines Drei-Sterne-Etablissements? Ist der Finanzminister so weltfremd, daß er nicht weiß, wie es "draußen im Leben" wirklich funktioniert? Typisch Schreibtischtäter. Der Mann sieht ja auch so aus, als ob er nur Rübensaft tränke. Aber den Kanzler sieht man doch oft mit Lust speisen und das eine oder andere Glas dazu trinken. Wenn Gerhard Schröder seine Richtlinienkompetenz wirklich ernst nimmt, ist dann noch Hoffnung?

Im Ernst, die Spar- und Streichrunde von Hans Eichel ist eine hoch verdienstvolle Aktion, längst überfällig und allen Unkenrufen zum Trotz offenbar auch ergiebig. Die dreißig Milliarden Minderausgaben kommen zusammen. Nun wird jede einzelne Sparmaßnahme von der Lobby der jeweils Betroffenenen kräftig kritisiert werden. Kaum eine Ausgabe, eine Subvention, ein Steuervorteil, dem nicht auch Arbeitsplätze zu verdanken sind. Jede Änderung kann folglich auch Arbeitsplätze "kosten". Mit dem Beschäftigungsargument sind sie ja schließlich auch mal begründet und eingeführt worden.

Umso schwieriger zu begreifen, daß Hans Eichel mit seiner Sparrunde angetreten ist, um just die Beschäftigung in Deutschland zu fördern. Nur eben nicht durch direkte Zahlungen, sondern durch eine spürbare Steuerentlastung aller und durch gesunde Staatsfinanzen. Das sieht aus wie ein lästiger Umweg. Aber in Wahrheit ist es der Königsweg zu mehr Wachstum. Dennoch bleiben Bewirtungsspesen in einem vernünftigen Umfang Betriebsausgaben so wie Reisekosten auch. Aber auch nach der Eichelrunde wird man wichtige Geschäftsfreunde bewirten - nicht nur mit einem Sandwich.

HEIK AFHELDT

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