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Hauptversammlung: Frust bei den Aktionären von Infineon

Den Aktionären des schwer angeschlagenen Halbleiterkonzerns bleibt nur Galgenhumor. Infineon hat 2008 einen Rekordverlust über drei Milliarden Euro verbucht.

München - „Das könnte das billigste Mittagessen Münchens sein“, scherzt der zur Hauptversammlung erschienene Anteilseigner. Wer sich vor kurzem eine Infineon-Aktie für 75 Cent gekauft habe, werde nun beim Eignertreffen billig verköstigt, sagt er mit Blick auf den auf seinem Teller dampfenden Braten. Er hat aber nicht vor kurzem gekauft, sondern beim Börsengang 2000. Er zahlte 35 Euro und verlor wie viele Leidensgenossen im Saal somit rund 95 Prozent seines Einsatzes.

„Wird Infineon die Krise überstehen?“, fragt gleich die erste Rednerin. Zwischen den dicht besetzten Reihen herrscht Friedhofsstimmung. Lebhaft wird es nur, wenn ein Redner dem Vorstand und Aufsichtsrat den Kopf wäscht. „Der Niedergang von Infineon hat vor allem hausgemachte Probleme“, sagt einer, der Beifall erntet. Strategische Fehler und vor allem ein fatales Zögern beim gescheiterten Verkauf der jetzt pleite gegangenen Tochter Qimonda, geißelt ein anderer.

Infineon hat 2008 einen Rekordverlust über drei Milliarden Euro verbucht, die Aktie verkam zum ersten Pennystock der Dax-Geschichte, sank also auf Ramschniveau. Besserung ist nicht in Sicht. „Unsere Tage im Dax dürften gezählt sein“, sagt Konzernchef Peter Bauer. Aber das ist sein geringstes Problem. Mitten in der Bankenkrise muss er eine Milliarde Euro bei Banken auftreiben. Alle Kräfte würden nun darauf konzentriert, sagt er.

Er fahndet nach einem Investor und bittet mittlerweile wohl auch bei Bund und Ländern um Hilfe. Offiziell ist Letzteres nicht. Die beste Chance, sagt man hinter vorgehaltener Hand: Man müsse den 100 Milliarden Euro umfassenden Bundesfonds für in Not geratene Unternehmen anzapfen. „Wir kämpfen“, verspricht Bauer und gibt bekannt, auf ein Fünftel seines Gehalts zu verzichten. Alle seine 28 000 Mitarbeiter müssen Abstriche machen. 

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