Hauptversammlung in München: Osram: Bruch mit Großaktionär Siemens

Siemens stellt sich offen gegen den Chef seiner Beteilung Osram. Siemens-Vertreter Christian Bleiweiß beantragte am Dienstag auf der Hauptversammlung die Einzelabstimmung über die Entlastung von Osram-Chef Olaf Berlien. "Wir werden gegen die Entlastung von Herrn Dr. Berlien stimmen", kündigte der Jurist an.

Berlin setzt auf LEDs

Hintergrund ist ein Streit über die Ausrichtung des traditionsreichen Leuchtmittelherstellers. Während Berlien sein Haus stark auf die Produktion von LED-Chips ausrichten und dafür Milliarden investieren will, sieht Siemens-Chef Joe Kaeser die Ausrichtung äußerst kritisch. "Der Strategieschwenk, sofern er denn erfolgt, würde das Risikoprofil von Osram deutlich erhöhen", sagte sein Vertreter Bleiweiß.

Die Neuausrichtung mache Siemens Sorgen, zudem sei die Kommunikation des Schritts mangelhaft gewesen.

Siemens Wort wiegt schwer

Siemens hält nach eigenen Angaben noch 17,5 Prozent an Osram, die Mehrheit an der Tochter hat Siemens 2013 an die eigenen Aktionäre verschenkt. Osram-Aufsichtsratschef Peter Bauer kündigte an, dem Siemens-Antrag auf Einzelabstimmung zu folgen. Rund 60 Prozent der Stimmen sind auf der Hauptversammlung vertreten, Siemens alleine käme damit auf einen Anteil von knapp einem Drittel.

Eine verweigerte Entlastung Berliens hätte rechtlich keine Folgen, wäre aber ein massiver Reputationsschaden.

Osram-Chef zunächst unbeeindruckt

Vor dem Siemens-Vertreter hatten mehrere Fonds und Aktionärsvereinigungen erklärt, sie wollten den Vorstand trotz des Kurssturzes vom Herbst und der umstrittenen neuen Strategie entlasten.

Berlien hatte sich im Vorfeld der Hauptversammlung betont sorglos gegeben. "Heute ist ein schöner Tag, draußen scheint die Sonne", sagte er vor Reportern. Die Wolkendecke über München ist seit dem Morgen lückenlos geschlossen. (dam, Reuters)