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Wirtschaft: Havaristen erhalten schnelle Hilfe aus Berlin

"Wir haben den Markt ganz schön aufgewühlt" freut sich Anselm C.Fabig.

"Wir haben den Markt ganz schön aufgewühlt" freut sich Anselm C.Fabig.Was seine Navtec GmbH in ihrem ersten Jahr auf verschiedenen Bootsmessen präsentierte, gilt in Fachkreisen als Sensation und versetzte die etablierte Konkurrenz in Panik.Das im Südteil des Flughafens Schönefeld beheimatete Ingenieurbüro für Signalverarbeitung und Navigation hat einen Notsender entwickelt, der im Unglücksfall die exakte Position des Havaristen bis zu 80 mal schneller als herkömmliche Modelle via Satellit an die Rettungsleitstelle meldet.Dabei ist das Gerät wesentlich leichter und billiger als die klassischen Anlagen.Die Innovation kommt zum richtigen Zeitpunkt, denn in der nächsten Zeit müssen weltweit rund 35 000 Schiffe mit einem solchen Sender ausgestattet werden.

Digitale Signalverarbeitung ist das Erfolgsgeheimnis von Fabig und seinem Team.Noch während des Studiums an der Technischen Universität hatte er damit begonnen, die zukunftsträchtige Technologie in praktische Anwendungen umzusetzen.Schnell wurden Großfirmen, die noch über keine eigenen Spezialisten in diesem neuen Bereich der Nachrichtenelektronik verfügten, auf den jungen Berliner aufmerksam.Sein erstes Produkt als Einzelunternehmer mit Geschäftssitz im heimischen Wohnzimmer war 1987 ein Analog-Digital-Umsetzer zur professionellen Musikbearbeitung im PC.Als weitere Auftragsproduktionen entstanden unter anderem Systeme zur Optimierung von regionalen Funknetzen sowie zur Messung von Schwingungen an den Turbinenschaufeln von Flugzeugtriebwerken.Auch ein Verkehrsampel-Leitsystem für Blinde, das wesentlich kleiner, zuverlässiger und kostengünstiger ist als seine Vorgänger, hat der Existenzgründer konstruiert.

Nachdem das Warenzeichen "Navtec" bereits seit 1991 geschützt ist und die Nachfrage immer größer wurde, bezog Fabig vier Jahre später eigene Geschäftsräume auf dem Flughafengelände.Im September 1997 schließlich wurde im Zuge der weiteren Expansion die GmbH angemeldet.Acht feste und freie Mitarbeiter sind hier inzwischen beschäftigt.Als erste Eigenentwicklung entstand der EPIRB (Emergency Position Indicating Radio Beacon), der sich anschickt, den Weltmarkt zu erobern.Denn bisherige Notsender verwenden polumlaufende Satelliten als Relais.Da sich diese nur zeitweilig in Reichweite befinden, kann die Übermittlung des Hilferufes bis zu vier Stunden dauern.Das Schönefelder Wunderding dagegen benutzt die in 36 000 Kilometern Höhe geostationär "geparkten" Immarsat-Nachrichtensatelliten, von denen 97 Prozent der Erdoberfläche permanent abgedeckt werden.Binnen drei Minuten kennt die nächstgelegene Rettungsleitstelle so die Position des Havaristen.Damit nicht genug, per Fernbedienung von der Kommandobrücke läßt sich auch noch die Art des jeweiligen Notfalls übertragen.Und ein integrierter Peilsender weist den zur Unterstützung herbeieilenden Hilfsmannschaften den Weg.

Sind die Konkurrenten zwischen 7 und 20 Kilogramm schwer, bringt der EPIRB nur ein knappes Kilo auf die Waage und eignet sich damit auch zum Einsatz in kleineren Schiffen oder zur Mitnahme ins Rettungsboot.Mit 3000 DM liegt der Endpreis zwei Drittel unter dem billigsten Mitbewerber.Verständlich, daß die Nachfrage groß ist.So bereitet man sich gegenwärtig in Schönefeld auf die Serienproduktion vor.Davon profitieren auch regionale Zulieferbetriebe.Kunststoffgehäuse und Elektronik läßt Fabig von Firmen aus Berlin und Brandenburg herstellen, in Schönefeld werden die Sender zusammengesetzt und getestet.Im März soll die Auslieferung beginnen.

Den Flughafen als Unternehmenssitz hat der Firmengründer nicht zufällig ausgewählt.Wann immer es seine knappe Zeit erlaubt, schwingt sich der 36jährige hinter den Steuerknüppel einer Sportmaschine.Und mit dem Luftfahrtbundesamt verhandelt Fabig bereits über eine Variante seines Notsenders für den Einbau in Flugzeuge.

RAINER DURING

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