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Wirtschaft: Heeremann kritisiert die Handelsriesen

Zum Auftakt der Grünen Woche prangert Bauernpräsident Machtmißbrauch an / Allianz für Gentechnik VON DANIEL WETZEL Berlin. Die Preise für Lebensmittel werden in diesem Jahr nach Einschätzung der Ernährungsindustrie kaum steigen.

Zum Auftakt der Grünen Woche prangert Bauernpräsident Machtmißbrauch an / Allianz für Gentechnik VON DANIEL WETZEL

Berlin. Die Preise für Lebensmittel werden in diesem Jahr nach Einschätzung der Ernährungsindustrie kaum steigen.Wie Peter Traumann, Vorsitzender der Bundesvereinigung am Mittwoch zum Auftakt der Grünen Woche in Berlin mitteilte, erwarte Deutschlands drittgrößter Wirtschaftszweig 1997 unter anderem wegen der Erhöhung der Rentenversicherungsbeiträge eine nahezu gleichbleibende Verbrauchernachfrage.Bereits 1996 habe die Inlandsnachfrage stagniert, Wachstum habe es nur im Export gegeben."Entlastende Effekte des Jahressteuergesetzes 1996 haben sich leider nicht belebend auf das Konsumverhalten der Haushalte ausgewirkt." Maximal sei 1997 ein Umsatzwachstum von 1 bis 2 Prozent zu erwarten.Scharf kritisierte Traumann die "bedrohlich schärfer werdende Konzentration im Einzelhandel." Inzwischen machten zehn Handelskonzerne 80 Prozent des Lebensmittelumsatzes.Diese Branchenriesen mißbrauchten ihre Nachfragemacht und wälzten die Last des Preiskampfes auf die Hersteller ab.Niedrigpreis-Produktion könnten sich jedoch viele der rund 5000 mittelständischen Unternehmen der Ernährungsindustrie nicht mehr leisten.Traumann verwies darauf, daß die Zahl der Betriebe seit 1992 jährlich um rund 200 abnehme.Auch 1996 seien dementsprechend 8000 weitere Arbeitsplätze abgebaut worden.Zusammen mit Bauernpräsident Constantin Freiherr Heeremann forderte Traumann die Bundesregierung auf, durch die Novellierung des Kartellgesetzes dem "Machtmißbrauch" der Handelsriesen einen Riegel vorzuschieben. Heeremann bestätigte, daß Landwirtschaft und Ernährungsindustrie künftig stärker kooperieren wollten, um ihre Interessen - etwa gegenüber dem Handel - besser durchzusetzen.Als weiteres Feld zur Zusammenarbeit biete sich die Gentechnik an."Wir werden bei der Verwendung von genmodifiziertem Mais in Deutschland künftigt auf eine Kennzeichnung des Saatgutes bestehen, da nur über eine Deklaration Verbraucherakzeptanz für die Gentechnik zu erreichen ist", sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes.Auch Traumann betonte, die deutsche Ernährungsindustrie stehe der Biotechnologie positiv gegenüber."Nach unserer Überzeugung ist die ablehnende Haltung vieler Konsumenten auf unzureichende und falsche Information zurückzuführen." Von der Politik erwarte er "ein eindeutiges Bekenntnis zur Gentechnik auf der Basis der wissenschaftlichen Fakten und die entschiedenen Verurteilung gewalttätiger Aktionen wie die immer wieder vorkommende Zerstörung von Freilandversuchen." Zum Auftakt der Grünen Woche betonten sowohl Bauernpräsident Heeremann als auch Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert die volkswirtschaftliche Bedeutung der Agrar- und Ernährungsindustrie."Rund 5 Millionen Menschen sind in Deutschland direkt oder indirekt damit beschäftigt, Menschen mit Essen oder Trinken zu versorgen", sagte Freiherr Heeremann.Allein die Ernährungsindustrie habe mit rund 516.000 Beschäftigten 1996 einen Umsatz von 224 Mrd.DM gemacht.Borchert erklärte, mit Agrar-Importen im Wert von rund 65 Mrd.DM stehe Deutschland vor Japan und den USA an erster Stelle.Bei den Ausfuhren - 36,9 Mrd.DM - nehme man den vierten Platz ein.Gegenüber 1980 habe sich der Wert der Exporte verdoppelt, gegeüber 1970 sogar verachtfacht."Jede fünfte Mark, die unsere Landwirt verdienen stammt aus dem Export ihrer Produkte."

DANIEL WETZEL

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