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HEIK AFHELDT trifft …: Sigrid Nikutta, BVG-Chefin

Sigrid Nikutta, Diplom-Psychologin, seit Herbst Herrin der BVG, zierlich von Gestalt mit modischer Brille und blondem Haar, wirkt wie ein Turbo. Schade, dass die S-Bahn ihr nicht auch untersteht.

Sigrid Nikutta, Diplom-Psychologin, seit Herbst Herrin der BVG, zierlich von Gestalt mit modischer Brille und blondem Haar, wirkt wie ein Turbo. Schade, dass die S-Bahn ihr nicht auch untersteht. Von ihrem eindrucksvollen Büro oben im ersten der drei BVG-Tower an der Spree überblickt sie ein gutes Stück der Stadt, in der sie mit 3200 gelben Bahnen und Bussen rund 900 Millionen Fahrgäste pro Jahr befördern. 12 500 Mitarbeiter besorgen Betrieb und Geschäft mit einemGehaltsvolumen von gut 540 Millionen Euro im Jahr. Als die Mauer fiel, waren es noch mehr als 29 000! Die jährlichen Zuschüsse des Landes sind seitdem von mehr als 760 Millionen auf knapp 290 Millionen Euro geschrumpft. Die Einnahmen aus Tickets decken 90 Prozent der Kosten.

Das sind Erfolge ihrer Vorgänger – das ist dieser intelligenten Managerin mit ostpreußischen Wurzeln und gewichtigen Erfahrungen im Verkehrssektor völlig klar. Deshalb interessiert sie auch mehr, wie es in Zukunft weitergehen soll. Drei große Herausforderungen nennt sie: Der Kunde gehört in den Mittelpunkt aller Überlegungen. Er zahlt und hat Anspruch auf moderne, saubere Fahrzeuge, Sicherheit, Pünktlichkeit und freundliches Personal. Die Schulden von 750 Millionen Euro müssen abgebaut werden. Das braucht Jahre und darf nicht zulasten der Qualität und sinnvoller Erweiterungen wie der U5 oder neuer Tramlinien gehen. Eine schwarze Null peilt sie für 2015 an, aber die BVG sei deutlich unterfinanziert. Und schließlich soll die gelbe BVG deutlich „grüner“ werden – in jeder Hinsicht – und ihr Image nachhaltig verbessern. Die Berliner sollen richtig stolz auf „ihre BVG“ werden, so wie sie es bei den Wienern beobachtet.

Hehre Ziele? Ja, aber ihre Ziele hat die dreifache Mutter und Tochter aus einem landwirtschaftlichen Milieu bisher immer erreicht. Für den jetzigen Job hat sie sich spontan auf eine Anzeige hin beworben und von 177 Bewerbern am meisten überzeugt. 14 Jahre war sie in verschiedenen Funktionen bei der Deutschen Bahn, zuletzt zuständig für die Produktion und den Schienengüterverkehr bei der DB Schenker Rail AG in Polen. Begonnen hatte sie nach ihrem Diplom in Bielefeld als Assistentin des Geschäftsführers und Personalfrau für die Horstmann-Gruppe.

Das Studium hat sie selbst finanziert. Sie erzählt, wie sehr ihre Oma sie in ihrem Selbstbewusstsein und Ehrgeiz geprägt hat. Nicht Krankenschwester, nein, Ärztin sei das richtige Ziel für eine wie sie. Mathe hat sie gemocht und enorm viel gelesen. Und ihre Kinder seien auch heute für sie kein Nachteil – zumal ihr Mann, Computerexperte und einst Nachbar im Studentenwohnheim, sich rührend um sie kümmere, zurzeit noch an alter Stätte in Wiesbaden. Frauen, ist sie überzeugt, arbeiten oft effizienter und schaffen in weniger Zeit mehr. Vielleicht gilt das auch für ihre Leidenschaft, das Kochen – gerne übrigens koreanisch. Demnächst hat die Familie einen gemeinsamen Herd in Berlin in Biesdorf.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

Sigrid Evelyn Nikutta (41) ist seit Oktober die Vorstandschefin der Berliner Verkehrsbetriebe. Die Diplom-

Psychologin und Doktorin der Philosophie wurde in Ortelsburg (Masuren) geboren.

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