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Walter Momper,

© picture alliance / dpa

HEIK AFHELDT trifft …: Walter Momper

Projektentwickler.

Dieser hochgewachsene Herr mit dem großen runden Kopf strahlt eine ungewöhnliche Ruhe und Selbstsicherheit aus. Ob das seiner recht unbekümmerten Jugend in Bremen an der Weser, dem Segeln und seiner Liebe zum Wasser und zu Schiffen oder den langen Jahren als sozialdemokratischer Spitzenpolitiker zu verdanken ist? Da mag alles eine gewisse Rolle gespielt haben. Vielleicht auch der Einfluss seiner Frau, der Lehrerin, mit der er nun schon 38 Jahre verheiratet ist. Sie kennen sich schon aus der Schule.

Seine Eltern waren beide Köche. Als er sechs Jahre alt war, heiratete seine Mutter wieder. In Bremen hat er als kleiner Junge bei seiner Großmutter direkt neben dem Bremer Vulkan gewohnt. Er erinnert das spezifische Gewerkschaftsmilieu von damals mit Facharbeitern, die einen großen Stolz hatten. Viele waren in Wassersportvereinen, hatten ein eigenes Segelboot und wohnten in sehr ordentlichen Genossenschaftswohnungen. Ein Hauch von Kleinbürgerlichkeit.

Und ein großer Kontrast zu dem Arbeitermilieu, das er dann mit seinem Umzug nach Berlin 1967 in Kreuzberg erlebt hat mit gigantischer Wohnungsnot, echter Armut und Arbeitslosigkeit. Das motivierte ihn, Mitglied der SPD zu werden. Zuvor hatte er als sehr ordentlicher Schüler und „Chef“ der Schülerzeitung das Abitur gemacht und – weil Geschichte ihn schon früh besonders interessiert hat – Geschichte, Politische Wissenschaften und Volkswirtschaftslehre in Münster, München und schließlich ab ’67 in Berlin an der FU studiert. 1969, in den wilden Jahren, machte er dort sein Diplom als Politologe. Es folgten zwei knappe Jahre als Assistent, 1970 bekam er eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Preußischen Geheimen Staatsarchiv und war dann bis 1986 Geschäftsführer der Historischen Kommission zu Berlin.

Danach begann seine politische Karriere, die er als Vorsitzender der Kreuzberger Jungsozialisten schon 1969 begonnen hatte. Er wurde Landesvorsitzender der SPD, Mitglied im Bundesvorstand und 1989 Regierender der rot-grünen Koalition. Sein legendärer roter Schal leuchtete auch in der Nacht des Mauerfalls weit über Berlin hinaus. Sein Amt als Parlamentspräsident gab er am 13. September letzten Jahres auf. Seitdem ist er wieder in seiner Firma, der Momper Projektentwicklungs GmbH, die er 1993 gegründet hat, aktiv. Sein mit maritimen Erinnerungsstücken geschmücktes Büro hat er im renovierten Haus des ehemaligen Verlags Volk und Wissen. Sein Markt ist im Wesentlichen die Region. Für die Kunden – zum Beispiel Ikea – identifizieren sie geeignete Grundstücke und kümmern sich um die Baugenehmigungen.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels

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