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Wirtschaft: Heilsame Aufregung in Kirchs Welt

Rupert Murdoch weiß, wie man ein Drama inszeniert. Mit seinem einsilbigen Dementi, er wolle die Kirch-Gruppe nicht übernehmen, beendet der Medienmogul keineswegs die Spekulationen über seine wahren Ziele.

Rupert Murdoch weiß, wie man ein Drama inszeniert. Mit seinem einsilbigen Dementi, er wolle die Kirch-Gruppe nicht übernehmen, beendet der Medienmogul keineswegs die Spekulationen über seine wahren Ziele. Im Gegenteil: Das, was Murdoch unerwähnt lässt, provoziert neue Mutmaßungen darüber, was er im Stillen gegen Leo Kirch ausheckt. Der ächzt unterdessen unter einer schweren Altlast; seine Schulden werden allmählich auch den Banken zu viel. Die Ungewissheit über Murdochs Motive und den Ausgang des Dramas versetzt die deutsche Fernsehwelt in Aufregung. Und das kann nicht schaden. Denn der lukrativste Medienmarkt der Welt steckt in der Krise. Der Wettbewerb ist erstarrt im Netz alter Seilschaften. Landespolitiker, öffentlich-rechtliche Proporzdenker und die Oligopolisten Kirch und Bertelsmann haben es sich gemütlich gemacht. Von der Aufregung, die Murdoch und sein Geschäftspartner, Liberty-Chef John Malone, verursachen, wollen sie sich nicht anstecken lassen. Doch das wird nicht gelingen. Vor allem Kirchs Hausmacht im deutschen Privat-Fernsehen ist kritischen Beobachtern schon lange ein Dorn im Auge. Nun wankt das von Steuergeld, bayerischer Strukturförderung und geduldigen Bankern am Leben erhaltene Imperium. Kirch hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die deutsche Fernsehlandschaft für die Medien-Konsumenten eintöniger geworden ist.

Können Murdoch und Malone das ändern? Bringen die cleveren Unternehmer mehr Vielfalt? Die Gefahr besteht, dass sich die beiden genau der Starrheit des deutschen Systems bedienen, das sie angeblich aufbrechen wollen. Malone holt sich das Fernseh-Kabel von der Telekom, Murdoch die Inhalte von Kirch: Das wäre nur das alte Oligopol mit neuen Akteuren. Kartellamt, Medienaufsicht und am Ende womöglich der Wirtschaftsminister sollten genauer als früher darauf achten, was die neuen Investoren meinen, wenn sie von Innovation sprechen. Mit dem Argument, es brächen goldene Zeiten auf einem wachsenden Zukunftsmarkt an, hat schon Leo Kirch seinerzeit seine Kritiker in die Defensive gebracht.

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