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Wirtschaft: Heiße Eisen

Aktionäre machen Thyssen-Krupp-Stiftung noch mächtiger – zum Schutz vor feindlichen Attacken

Berlin/Bochum - Die Thyssen-KruppStiftung hat künftig mehr Macht im Aufsichtsrat von Thyssen Krupp, Deutschlands größtem Stahlkonzern. Auf der Hauptversammlung am Freitag setzte sich der Vorstand von Thyssen-Krupp durch, der gleichnamigen Stiftung bis zu drei – statt wie bisher zwei – Plätze im Aufsichtsrat zu garantieren. Mit 78,91 Prozent erhielt der Vorschlag zwar die für eine Satzungsänderung notwendige Dreiviertelmehrheit, aber deutlich weniger als andere Beschlussvorlagen: Weitere Tagesordnungspunkte wurden mit Mehrheiten von bis zu 99 Prozent abgesegnet.

Aktionärsschützer hatten den Plan kritisiert und sprachen von einer „Entmündigung der Anteilseigener“. Sie hatten vor der Hauptversammlung angekündigt, im Fall einer Annahme des Vorschlags rechtliche Schritte zu prüfen. Hintergrund der Satzungsänderung ist der Versuch, Thyssen-Krupp gegen feindliche Übernahmen zu schützen. Fremde Aktionäre haben im Aufsichtsrat des Konzerns künftig deutlich weniger Einfluss.

Konzernchef Ekkehard Schulz und Aufsichtsratschef Gerhard Cromme verteidigten die Satzungsänderung zu Gunsten der Krupp-Stiftung und verwiesen darauf, dass die Stiftung stets im Sinne des Unternehmens gehandelt habe. Für Schulz ist der Großaktionär in der von Übernahmen und Fusionen geprägten Stahlbranche ein Garant für den Erhalt von Thyssen-Krupp in seiner jetzigen Form. Die Stiftung hatte kürzlich ihren Anteil auf mehr als 25 Prozent erhöht. Cromme betonte, dass ein solches Vorgehen weder gegen deutsches noch gegen europäisches Recht verstoße. Es stehe auch nicht im Widerspruch zu dem sogenannten Corporate-Governance-Kodex als Leitfaden einer guten Unternehmensführung, dem sich Thyssen-Krupp verpflichtet fühle. Es mache vielmehr klar, „wer im Aufsichtsrat wo steht“, sagte Cromme. Er ist Vorsitzender der Regierungskommission Corporate Governance.

Mehr Freude unter den Aktionären löste Schulz mit der Bekanntgabe eines Rekordergebnisses aus. Der Stahlboom bescherte dem Dax-Konzern 2006 ein glänzendes Geschäft, das noch besser ausfiel, als Experten erwartet hatten.

Ergebnis und Umsatz des Stahlkonzerns legten überraschend stark zu. Branchenexperten gehen daher davon aus, dass der Konzern die am Freitag bekräftigte Prognose im Jahresverlauf nach oben schrauben wird. Thyssen-Krupp meldete für das erste Quartal (per Ende Dezember) des Geschäftsjahres 2006/07 einen Anstieg des Vorsteuergewinns auf eine Milliarde Euro. Damit lag das Ergebnis nach den vorläufigen Zahlen deutlich über dem Vorjahreswert von 425,1 Millionen Euro. „Wir sind auf einem profitablen, nachhaltigen Wachstumskurs“, sagte Konzernchef Schulz. Der Quartalsumsatz kletterte auf 12,2 (Vorjahreszeitraum: 10,9) Milliarden Euro. Im laufenden Geschäftsjahr könne Thyssen-Krupp das nachhaltige Ziel eines Vorsteuergewinns von 2,5 Milliarden Euro übertreffen. Der Umsatz solle binnen fünf Jahren auf 55 bis 60 Milliarden Euro steigen. mot/dpa

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