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Hinterher. In Griechenland wird bisher nur wenig Öko-Strom produziert. Foto: AFP

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Helios für Hellas: Griechenland soll mit Solarenergie zur Exportnation werden

Im sonnigen Griechenland soll ein großes Solarenergiefeld entstehen. Davon würde nicht nur die griechische Wirtschaft profitieren. Doch die möglichen Geldgeber zögern noch.

Nun ist schon göttlicher Beistand nötig. Und der von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Zumindest berichtet Griechenlands Energieminister Giorgos Papakonstantinou, zuvor Schäubles Amtskollege, dass die Idee zu dem Projekt von dem Deutschen ausgegangen sei: „Wir brauchen ein großes Wachstumsprojekt“, habe der ihm gesagt, berichtet Papakonstantinou in Athen. Ein gutes halbes Jahr später nimmt das Vorhaben Gestalt an. Zumindest gibt es einen Plan und einen Namen: Der griechische Sonnengott Helios steht Pate für ein großes Solarenergiefeld, das das am Boden liegende Hellas in eine bessere Zukunft führen soll.

Die Idee ist naheliegend, weil zu den natürlichen Ressourcen des südeuropäischen Landes 300 Sonnentage im Jahr zählen – rund doppelt so viele wie in Deutschland, dem Vorreiter beim Solarstrom. Papakonstantinou berichtet, dass sein Ministerium gerade dabei ist, jene passenden 200 Quadratkilometer Land in Staatsbesitz auszukundschaften, die einmal in der Sonne glitzern sollen, wenn Privatinvestoren dort die Fotovoltaikanlagen installiert haben. Bis 2050 sollen zehn Gigawatt Strom produziert werden – deutlich mehr, als Griechenland selbst verbraucht. Ziel ist es, mit dem Export von Energie Geld zu verdienen, vor allem in Deutschland. Die Bundesrepublik benötigt wegen der Atomwende und der EU-Klimaregeln bis 2020 zusätzlich 35 Gigawatt aus grünen Quellen. „Das ist eine Win-win-Situation“, hofft Papakonstantinou.

Das ambitionierte Projekt Helios soll der Startschuss sein und bis 2020 drei Gigawatt Strom liefern. Der Minister rechnet mit ein bis zwei Jahren Planungszeit und zwei weiteren Jahren, bis Helios in Betrieb geht. Im Vergleich zum Megaprojekt Desertec in der Sahara, das den Initiatoren zufolge 20 Gigawatt produzieren könnte, nimmt sich das griechische Vorhaben bescheiden aus – doch geht es immerhin um den Gegenwert dreier konventioneller Kraftwerke und zwei Prozent des europäischen Energiebedarfs. Für Griechenland ist das immerhin ein Anfang. Aktuell wird nicht einmal ein Zehntel dieser Menge an Ökostrom produziert.

Das Problem ist noch die Finanzierung. Pro Gigawatt sind rund zwei Milliarden Euro nötig. Die Bundesregierung als Ideengeber trommelt für das Projekt. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) bereitet eine Investorenkonferenz vor, am 7. Oktober reist er mit einer Wirtschaftsdelegation aus 40 deutschen Unternehmen nach Athen. Auch das Helios-Projekt wird zur Sprache kommen. In der zurückliegenden Woche besprach Rösler mit seinen europäischen Amtskollegen, wie die griechische Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden kann. Er präsentierte dabei sein im Juli erstelltes Eckpunktepapier, das unter anderem ausländische Investitionen im Stromsektor vorsieht. „Im Energiebereich gibt es großes Interesse an Griechenland“, warb Rösler. Die Liebe geht noch nicht so weit, dass der Bund in Erwägung zöge, das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz zu ändern, das in Deutschland produzierte Solarenergie im Vergleich zu der aus dem Ausland günstiger macht.

In Athen wollen Rösler und die Manager erst einmal klären, ob gewisse Voraussetzungen für eine auch kurzfristige Geldanlage existieren. Hier spielt etwa eine Rolle, wie weit der Abbau bürokratischer Hürden gelungen ist. EU-Regionalkommissar Johannes Hahn spricht hier unverblümt von einer „Kraut-und Rüben-Zuständigkeit“. Es geht aber auch um mögliche Kofinanzierungen über die Europäische Investitionsbank und die Frage nach der Investitionssicherheit.

So hat der Bundesverband der deutschen Industrie der EU-Kommission, die derzeit vor Ort Wachstumsprojekte identifiziert, ein Papier übergeben, in dem der Verband Voraussetzungen für ein größeres Engagement in Griechenland definiert. Knackpunkt Nummer eins dabei ist, dass Unternehmen zurzeit nicht sicher sein können, dass sie auch bezahlt werden. Dimitris Daskalopoulos, der Chef des griechischen Unternehmerverbandes SEV, macht sich angesichts der momentanen Zweifel an Griechenlands Seriosität keine große Hoffnungen. Erst wenn wieder ein wenig Sicherheit da sei, könne Geld fließen. „Wer investiert schon in eine Ruine?“

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