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Wirtschaft: Hello from Miss Gerda!

Gerda wagt etwas und wandert aus. Nach Dubai, an den Arabischen Golf.

Gerda wagt etwas und wandert aus. Nach Dubai, an den Arabischen Golf. Sie will ins Kulturgeschäft. Sie hat Ideen, einen Plan, Verbindungen, ein wenig Kapital, einen Untermieter für die Wohnung in Deutschland – und kein Rückflugticket. In den ersten Wochen ist die Stadt nicht nett zu Gerda. Zunächst ruht ihr Kopf, meist schlaflos, auf dem Bett im Gästezimmer von Freunden. Die haben ein hartes Ultimatum gesetzt: 14 Tage, keinen Tag länger! Gerda braucht eine Bleibe und zwar rasch.

Sie sucht bei dem Inder, der am Telefon für 1000 Dollar Blick auf den Meeresarm, den Dubai Creek, verspricht. Es ist dann eine Kammer mit Klappbett zum Hof. Das Zimmer zum Creek bewohnen großflächig zwei knapp 23-jährige Amerikanerinnen. Die libanesische Maklerin düst mit Gerda auf dem Beifahrersitz zur Sheik Zayed Road und feilt sich dabei am Steuer ihres meterlangen Vierradmonsters die Nägel. Das Appartement mit Wüstenblick, Doorman-Service, wireless Internet, Spa und Pool. Leider: 2300 Dollar! Sehr freundlich der britische Herr aus der Anzeige, schön seine Wohnung. Bis er enthüllt, er wolle noch in Dubai bleiben, man könne sich die Wohnung ja teilen und ob Gerda auch einen Gin-Tonic wolle. Gerda wünscht einen weiterhin schönen Vormittag und geht. Direkt am Pool ist das Zimmer im Personaltrakt einer großen Hotelkette, in der Gerda dann drei Nächte schläft. Nur feiern an diesem Pool auch junge Russen, Iren und Südafrikaner vom Personal bis zum frühen Morgen.

Gerda ist 17 Tage in Dubai, als der Unfall passiert. Wir sind am Nachmittag verabredet, stattdessen ruft ein Fremder an und sagt mit persischem Akzent: „Hello from Miss Gerda! Accident! Hospital! Valium! No Problem! Goodbye!“ In der Lobby des Fairmont Hotel ist Gerda mit vollem Karacho in eine Glastür gerannt und in eine kurze Ohnmacht gefallen. Gehirnerschütterung.

Am Sonntag darauf holen wir unser Treffen nach. Gerda tritt kraftvoll ein, sie strahlt, ein großes Pflaster schmückt ihre marmorierte Nase. Sie erzählt: „Ich habe ein Zimmer mit Internet, sauberem Bad, mitten in der Stadt.“ Sie blickt aus dem Fenster, der warme Winterwind bläst Wüstensand über die Palmen. Gerda reißt das Pflaster mit einem Ruck von der Nase und sagt: „Und diese Woche mache ich meinen ersten Vertrag!“

Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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