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Wirtschaft: Henkel profitiert von bunten Haaren

Färbeboom in Japan und Südkorea während der Fußball-WM/Vor allem Körperpflegeartikel gefragt

Düsseldorf (agr/HB). Der Düsseldorfer Henkel-Konzern stemmt sich erfolgreich gegen die konjunkturelle Flaute. „Im zweiten Quartal verzeichneten wir Ergebnissteigerungen in allen Unternehmensbereichen“, sagte Henkel-Chef Ulrich Lehner zu den am Montag veröffentlichten Zahlen. Die Zuwächse kamen vor allem aus den Unternehmensbereichen Wasch- und Reinigungsmittel sowie Kosmetik und Körperpflege. Der Konzern profitiert auch vom Trend zum Haarefärben in Asien nach der Fußballweltmeisterschaft, weil zahlreiche japanische und südkoreanische Spieler gefärbte Haare hatten. Viele Fans eifern ihnen nun nach.

Der Konzern steigerte den Umsatz im zweiten Quartal 2002 um 2,7 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte sogar um 11,5 Prozent auf 168 Millionen Euro zu.

Während Konkurrenten wie der Nivea-Produzent Beiersdorf aus Hamburg angesichts der zurückhaltenden Nachfrage der Verbraucher die Prognose für das Gesamtjahr nach unten korrigieren oder wie der Darmstädter Shampoohersteller Wella einen Ergebnisrückgang im zweiten Quartal melden, bleibt Henkel auf Erfolgskurs und hält an seiner Prognose für das Gesamtjahr fest. Angepeilt wird nach wie vor ein Umsatz von rund zehn Milliarden Euro und eine zweistellige Steigerung des Ebit. Damit stößt Henkel zu den ganz großen Konsumgüterherstellern in der Welt vor. Denn auch der US-Konzern Procter & Gamble (Umsatz 40 Milliarden Dollar) erwartet im laufenden Geschäftsjahr ein kräftiges Umsatz- und Ertragswachstum.

An der durch positive Unternehmensnachrichten zuletzt nicht gerade verwöhnten Börse kamen die Henkel-Zahlen gut an. Die Aktie des Konsumgüterherstellers gehörte am Montag mit einem Plus von rund 4,5 Prozent auf 67,91Euro zu den Börsengewinnern. Die Zahlen seien angesichts der schwächlichen Einzelhandelskonjunktur in Ordnung, sagte Petra Meyer, Analystin bei Sal. Oppenheim. Auch ihre Kollegin Barbara Ambrus von der Landesbank Baden-Württemberg sagte, die Zahlen lägen im Rahmen der Erwartungen.

Der Erfolg der Düsseldorfer ist keine Eintagsfliege. Henkel-Chef Lehner hat nach seinem Amtsantritt die Weichen im Konzern neu gestellt. Er verkaufte die Bereiche Chemie und Hygiene und konzentrierte sich auf das Geschäft mit den Konsumgütern. Das Geschäft mit Markenartikeln (darunter Persil, Pritt und Fa) macht jetzt 70 Prozent des Konzernumsatzes aus. In dem vierten Bereich Technologie sind alle Geschäfte mit industriellen Kunden zusammengefasst. Nur hier meldet Henkel konjunkturbedingt einen Umsatzrückgang.

Gleichzeitig drückte Lehner mit dem Restrukturierungsprogramm „Strong for the Future“ auf die Kostenbremse. Ab 2003 will Henkel das Ergebnis durch die Schließung von Standorten und den Abbau von 3000 Arbeitsplätzen um 130 Millionen Euro im Jahr verbessern. 2002 sollen es schon 40 Millionen Euro werden, sagte ein Sprecher.

Es bleibt ein Wermutstropfen für die Aktionäre: Der Jahresüberschuss 2002 wird unter dem des Vorjahres bleiben. Die Verbesserung des Zinsergebnisses nach dem Abbau der Finanzschulden kann den Wegfall des Ergebnisbeitrags aus den verkauften Bereichen Cognis und Ecolab noch nicht kompensieren. Damit müssen sich die Aktionäre wohl auf eine geringere Dividende einstellen. Eine Entscheidung über die Dividende für das Geschäftsjahr 2002 sei aber noch nicht gefallen, sagte ein Sprecher.

Nichts Neues gibt es zum Thema Übernahmen. Nach dem Verkauf der Chemie- und Hygienegeschäfte warten Aktionäre und Analysten weiterhin auf den großen Wurf.

Insbesondere im Bereich der Kosmetik will sich Henkel verstärken. Die n Wella und auch Beiersdorf machten dabei schon häufiger, aber bislang immer ergebnislos, die Runde. Henkels Ambitionen, sich durch Übernahmen zu stärken, seien durchaus kritisch zu beurteilen, meint denn auch Landesbank-Analystin Ambrus. Im Bereich Kosmetik/Körperpflege stehe Henkel in Europa mit einem Marktanteil von elf Prozent im Einzelhandel und einem von zehn Prozent im Friseurgeschäft insgesamt an dritter und weltweit an zehnter Stelle. Da die internationale Expansion immer wieder holprig verlaufen sei, etwa mit dem Aus für die Marke Fa in den USA, wäre es für Henkel sinnvoller, sich auf Europa zu konzentrieren, meint Ambrus.

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