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Wirtschaft: Herbert Walter, Chef der Deutschen Bank 24, über Partner, Kunden, Coca-Cola und die Arbeit am Sonnabend (Interview)

Herbert Walter (46) ist Vorstandssprecher der Deutschen Bank 24. Sie ist seit September die Tochter der größten Bank Deutschlands für das Filial- und Direktbankengeschäft.

Herbert Walter (46) ist Vorstandssprecher der Deutschen Bank 24. Sie ist seit September die Tochter der größten Bank Deutschlands für das Filial- und Direktbankengeschäft. Walter ist seit Frühjahr vergangenen Jahres mit dem Projekt Deutsche Bank 24 beauftragt. Mit ihm sprach Rolf Obertreis.

Die Deutsche Bank hat wochenlang mit der Dresdner Bank über die Zusammenlegung des Privatkundengeschäfts gesprochen. Jetzt wurden die Gespräche ohne Ergebnis beendet. Wie geht es jetzt weiter?

Der Prozess des Wandels geht weiter - bei uns wie in unserer Branche insgesamt. Die rechtliche Selbstständigkeit der Deutschen Bank 24 eröffnet uns erklärtermaßen die nötigen Freiheitsgrade, um mit anderen Anbietern im qualifizierten Breitengeschäft über Kooperationen und Partnerschaften unterschiedlichster Art nachzudenken.

Die DB 24 ist zu Partnerschaften mit Kreditinstituten bereit. Mit der Bankgesellschaft Berlin in Brandenburg und in Dresden ging die Absicht auf. Mit wem noch?

Es geht nicht nur um andere Banken oder Sparkassen. Das ist noch nicht recht durchgedrungen. Auf jedem Schritt der Wertschöpfungskette gibt es Chancen zur Kooperation. Kundenservice, Abwicklung, aber auch Risikomanagement sind Stichworte. Wir arbeiten auch an Kooperationen mit Handelshäusern oder mit Portalanbietern im Internet. Es geht uns um andere Organisationen und Unternehmen, die auch viele Kundenkontakte haben. Dies könnte man gemeinsam nutzen. Wir wollen als Bank für die Kunden nicht erst dann ins Spiel kommen, wenn es ums Bezahlen geht.

Wie viele Kunden haben Sie seit Anfang September gewonnen? Wie viele sind abgesprungen?

Wir hatten einen sehr guten Start. In den ersten Wochen haben wir doppelt so viele Neukunden hinzugewonnen wie in der Zeit, als Filialen und Bank 24 noch getrennt marschierten. Die Zahl der Kunden, die unser Haus verlassen haben, bewegt sich dagegen im Rahmen der üblichen Fluktuation. Damit gewinnen wir netto Kunden. Das ist ein toller Erfolg.

Sie verkaufen Bankdienstleistungen jetzt wie ein ganz normales Produkt im Supermarkt, zum Beispiel Coca-Cola. Schadet das dem Image der DB 24 und des ganzen Deutsche-Bank-Konzerns?

Mit Coca-Cola verbindet sich nicht nur ein erfrischendes Getränk, sondern auch ein Lebensgefühl. Unter diesem Gesichtspunkt ist Coca-Cola für uns ein Vorbild. Wir wollen das auf den ersten Blick vielleicht etwas trockene Bankgeschäft mit Emotionalität aufwerten. So wie das derzeit auf dem Strommarkt mit dem vielfältigen Einsatz von farblichen Elementen geschieht. Banking von morgen sind nicht mehr nur Produktinhalte, sondern vor allem auch von Emotionen und Kommunikation getragene Partnerschaften.

Derzeit haben Sie Kunden, die in die Filiale kommen, Telefon-Kunden und Online-Kunden. Wohin geht der Trend?

In Zukunft wird es ein eher klein bleibendes Segment von Nur-Direktbank-Kunden geben. Ähnliches gilt für reine Filialkunden. Die große Anzahl der Kunden wird sehr bald beides haben wollen, den physischen und virtuellen Zugang zu seiner Bank.

Sie wollen offensiver und offener auf die Kunden zugehen. Dazu gehören auch die Öffnungszeiten. Ihre Filiale am Potsdamer Platz ist jetzt auch sonnabends geöffnet.

Wenn die Filialen gegenüber dem virtuellen Bankgeschäft auch morgen noch eine Chance haben wollen, müssen sie auch dann für den Kunden da sein, wenn er mehr Zeit hat. Also auch am Sonnabend. Aber nicht alle unsere 1400 Filialen werden sonnabends geöffnet haben, an wichtigen ausgewählten Standorten in Großstädten mit vergleichbaren Rahmenbedingungen aber ist das vorstellbar.

Sie beschreiten damit auch tarifpolitisch neue Wege. Diejenigen ihrer 17 000 Mitarbeiter, die in den Call-Centern arbeiten, werden nicht nach Tarif bezahlt.

Dies ist ein Punkt, über den wir mit den Mitarbeitervertretern geredet und den wir sauber erklärt haben. Wir haben klar gemacht, dass wir in jedem Vertriebskanal wettbewerbsfähig bleiben müssen. Jeder Vertriebsweg zum Kunden entwickelt seine eigene Kultur. Wir müssen die traditionellen Strukturen im Bankgewerbe aufbrechen, wenn wir Erfolg haben wollen.

Die Strategie ist die eine Seite, Gewinne sind das andere. Wo wollen Sie hin?

Auch das bisherige Filialgeschäft der Deutschen Bank hat schwarze Zahlen geschrieben. Was nicht bei allen Banken der Fall ist. Natürlich wollen wir zulegen. Für das Jahr 2003 peilen wir die Vorgabe an, die für alle Segmente des Deutsche-Bank-Konzerns gilt - eine Rendite von 25 Prozent auf das eingesetzte Kapital.

Die Bank 24 hat diesen Namen angenommen, weil er auch für das Geschäft in Euroland nutzbar wäre. Wann werden Sie die Grenzen überschreiten?

Wir starten im Inland und wollen hier schnell vorankommen. Im Bankgeschäft mit Privat- und Geschäftskunden ist Europa ein attraktiver Markt. In überschaubarer Zeit, das heißt nicht erst 2005, wollen wir über die Grenze gehen.

Die Deutsche Bank hat wochenlang mit der Dresdner

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