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Wirtschaft: Herlitz auf dem Weg der Besserung Insolvenzverfahren soll im Juli abgeschlossen sein / Gläubiger müssen zustimmen / Operativer Gewinn erwartet

Berlin (beh.) Hoffnung bei Herlitz: Der Berliner Schreibwarenhersteller will bereits Mitte Juli die Insolvenz verlassen und in diesem Jahr erstmals nach langer Zeit operativ wieder schwarze Zahlen schreiben.

Berlin (beh.) Hoffnung bei Herlitz: Der Berliner Schreibwarenhersteller will bereits Mitte Juli die Insolvenz verlassen und in diesem Jahr erstmals nach langer Zeit operativ wieder schwarze Zahlen schreiben. Man sei zuversichtlich, dass der Insolvenzplan von der Gläubigerversammlung am 15. Juli abgesegnet werde, erklärten der Insolvenzverwalter Peter Leonhardt sowie die Herlitz-Vorstände Christian Supthut und Norbert Strecker am Mittwoch in Berlin. Allerdings gebe es noch einiges an „Erklärungsbedarf“. So müssen nach den Planungen einige Sondergläubiger wie das Land Berlin, der Pensionssicherungsverein und das Arbeitsamt Gelder komplett abschreiben. Andere werden nur mit einer Quote von zehn Prozent bedient. Auch die Banken werden auf einige Millionen verzichten müssen; die Summe liege aber unter den 100 Millionen Euro, von denen zuletzt häufig berichtet wurde. Da ein Großteil der Kredite über Grundstücke abgesichert wurde, bemisst sich die tatsächliche Abschreibungssumme der Banken an dem Wert der Immobilien. Verzichten müssen die Institute de facto auf eine Summe von „unter 40 Millionen Euro“. Die Zinslast von Herlitz wird nach den Planungen deutlich erleichtert. Sie soll von 265 Millionen auf 80 Millionen Euro sinken.

Der Insolvenzplan sei die einzige Möglichkeit, Herlitz im Kern zu erhalten, erklärten Insolvenzverwalter und Vorstand. Ansonsten drohe die Zerschlagung, und die Gläubiger müssten auf deutlich mehr Geld verzichten. So hätten sie gute Chancen, ihre Herlitz-Aktien und die Grundstücke nach Beendigung des Verfahrens zu verkaufen. Mit Interessenten befinde man sich in Vorverhandlungen, sagte Leonhardt. Es gebe mehrere potenzielle Investoren, die Verhandlungen seien aber derzeit nachrangig. Zunächst wolle man das Insolvenzverfahren abschließen und wieder zu einem „normalen Unternehmen“ werden, wie es Vorstandschef Supthaut ausdrückte.

Das Insolvenzplanverfahren, in dem sich Herlitz derzeit befindet, ist eine Neuerung in Deutschland. Die Aktionäre bleiben in diesem Fall beteiligt, Ziel des Verfahrens ist eine schnelle Sanierung des Unternehmens. Dem Herlitz-Vorstand zufolge ist das Glas bei Herlitz derzeit „halb voll“. Leonhardt bezeichnete die aktuellen Geschäftszahlen als „ganz ordentlich“. In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurde mit 116,4 Millionen Euro etwas mehr umgesetzt als geplant. Das Betriebsergebnis sei noch negativ, aber deutlich besser als erwartet. Im Gesamtjahr rechnet das Unternehmen, auch durch die positiven Effekte des Insolvenzverfahrens, operativ mit schwarzen Zahlen. Der Umsatz soll bei 411 Millionen Euro liegen. Vorstand Strecker peilt eine zwei- bis dreiprozentige Umsatzrendite an. Dies decke sich mit dem Durchschnitt des Einzelhandels. Ferner will der Konzern auf die Kostenbremse treten. Ihren Beitrag leisten dabei auch die Beschäftigten: Sie verzichten auf das Weihnachtsgeld. Zudem wurde die 37-Stunden-Woche verlängert. Einen größeren Arbeitsplatzabbau schloss Peter Leonhardt aus. Nur 60 der 2700 Stellen sollen verschwinden.

Über die Wachstumsaussichten macht sich Strecker keine Illusionen. Vor allem auf Grund des harten Preiskampfes im Einzelhandel sei ein Umsatzschub auch im kommenden Jahr kaum möglich.

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