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Wirtschaft: Herlitz mit bisher größtem Wachstumsschub

Im laufenden Geschäftsjahr wieder schwarze Zahlen erwartet / Weitere Töchter vor dem Verkauf / Rückzug aufs Kerngeschäft BERLIN (olm).Im laufenden Geschäftsjahr will der seit 1995 in den negativen Ergebnisbereich abgedriftete Herlitz-Konzern wieder schwarze Zahlen schreiben.

Im laufenden Geschäftsjahr wieder schwarze Zahlen erwartet / Weitere Töchter vor dem Verkauf / Rückzug aufs Kerngeschäft BERLIN (olm).Im laufenden Geschäftsjahr will der seit 1995 in den negativen Ergebnisbereich abgedriftete Herlitz-Konzern wieder schwarze Zahlen schreiben.Zur Zeit erlebt das Unternehmen nach Einschätzung des Vorstands den bisher größten Wachstumsschub in seiner Geschichte.Ob die Aktionäre aber schon für 1998 mit einer Dividende rechnen können, bleibt bis zur nächsten Hauptversammlung ungewiß.Wie der Vorstandschef der Schreibwarenfirma, Karel de Vries, auf der Bilanzpressekonferenz am Montag in Berlin betonte, sei er für kurzatmige Erfolgversprechungen nicht zu haben.Jetzt gehe es darum, das Unternehmen langfristig wieder gesundzumachen.Das koste Zeit, Kraft und Geld. Durch die 1997 eingeleitete Umwandlung von einer reinen Management-Holding in ein Finanzmanagement mit dem Ziel einer Strategieänderung, einer veränderten Struktur und einer gründlichen Sanierung seien nun alle Voraussetzungen geschaffen, den Konzern wieder auf eine vernünftige geschäftliche Grundlage zu stellen.Dickster Brocken bei den zurückliegenden hohen Verlusten war die Tochtergesellschaft Herlitz International Trading AG (HIT).Das Unternehmen war durch sein Engagement bei der russischen Papierfabrik AO Volga in die Krise geraten.Das für 1997 ausgewiesene negative Konzernergebnis von 90 Mill.DM ist vor allem Ausdruck der nach Auskunft des Vorstands vollständigen Bereinigung der HIT-Verluste.Mit einem zusätzlichen Vorsorgeaufwand über 45 Mill.DM sollen alle weiteren Risiken abgedeckt werden. Das Problem HIT scheint damit gelöst zu sein.Eine geeignete Eigenkapitalbasis und entsprechende Strukturveränderungen sollen helfen, HIT künftig wieder auf seine Kernkompetenz eines internationalen Handelshauses zu verpflichten.Die Herlitz AG hat sich inzwischen durch Aktienverkäufe auf eine Beteiligung unter 50 Prozent zurückgezogen.Der Ausstieg soll konsequent fortgesetzt werden.Finanzvorstand Martin Kleinschmitt: "Über kurz oder lang werden wir uns von HIT trennen." Gleiches gilt nach dem bereits abgeschlossenen Verkauf der Tochter McPaper an die Deutsche Post auch für die Immobiliengesellschaft Falkenhöh.Entscheidungen sollen noch 1998 fallen.Wachstumsträger im Konzern ist das Segment Papier-, Büro- und Schreibwaren (PBS).Die konsequent verfolgte Konzentration auf diesen Kernbereich hat sich ausgezahlt.Die Umsatzrendite verbesserte sich hier von 1,6 auf 2,1 Prozent.Mit einem Ergebnissprung um 40 Prozent auf 25 Mill.DM und einem Umsatzanstieg um fünf Prozent auf 1,2 Mrd.DM sieht sich de Vries in seinen Bemühungen bestätigt, mit der PBS-AG wieder eine Spitzenstellung zu erobern.Auf rund 50 Mrd.DM Jahresumsatz wird der europäische Markt in dieser Branche geschätzt.Neben unzähligen kleinen und mittleren Firmen mit einem Umsatz von unter 500 Mill.DM kämpfen mit Herlitz nur drei Großkonzerne um die erste Position.Vorstandschef de Vries geht davon aus, daß es dem Dienstleister Herlitz gelingen wird, in diesem Marktsegment die Kostenführerschaft in Europa zu übernehmen.In allen kleineren Ländern sei man bereits vertreten.Nun gehe es um die großen Staaten Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien.Schon 1997 setzte der Konzern im Ausland durch entsprechende Akquisitionen (Format-Werk Österreich) und Gründung neuer Vertriebsgesellschaften eindeutige Wachstumssignale.Bei Ordnern, Prospekthüllen oder Schnellheftern stieg der Absatz um bis zu 47 Prozent.Auch in Osteuropa lagen die Umsatzsprünge in der gleichen Größenordnung. Herlitz wird sich dabei weiter auf seine Kernkompetenz verlassen.Eine der ersten Konsequenzen der damit verbundenen Strukturveränderung wurde im Umsatz und der Ertragslage deutlich.Mit dem Rückgang der Anteile unter 50 Prozent fiel die HIT-Gruppe zum ersten Mal aus dem Konsolidierungskreis heraus.Damit ging auch die Gesamtleistung des Konzerns um 19 Prozent zurück.Der Konzernumsatz für 1997 betrug danach nur noch 1,4 Mrd.DM (Vorjahr 1,7 Mrd.DM).Bei den verbliebenen Finanzbeteiligungen an McPaper und der Falkenhöh AG wies die Bilanz dagegen leichte Umsatzsteigerungen aus. Kritisch beurteilte de Vries die anhaltende Konsumschwäche auf dem PBS-Markt, die den Konzentrationsprozeß im Handel weiter beschleunige.Herlitz selber werde dem Preisverfall mit Innovationen und dem Kampf um Marktanteile durch Mengenwachstum begegnen.Um den Preisanteil bereinigt stieg der Umsatz im ersten Quartal 1998 um fünf Prozent.

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