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Wirtschaft: Herr Hu geht nach Paris

Die Stichwörter „Internationales Recht“ und „Multipolarität“ sind in den letzten Tagen in Paris oft gefallen. Beim Besuch des chinesischen Präsidenten Hu Jintao in Frankreich wird Jacques Chirac sein Bestes gegeben haben, um Peking für seine Kampagne zur Zügelung der USamerikanischen Außenpolitik zu gewinnen.

Die Stichwörter „Internationales Recht“ und „Multipolarität“ sind in den letzten Tagen in Paris oft gefallen. Beim Besuch des chinesischen Präsidenten Hu Jintao in Frankreich wird Jacques Chirac sein Bestes gegeben haben, um Peking für seine Kampagne zur Zügelung der USamerikanischen Außenpolitik zu gewinnen. Dieses Verhalten ist bei Frankreich derzeit erwartbar, interessanter ist, wie China, das sich um internationale Anerkennung bemüht, darauf reagiert. Viele Beobachter der chinesischen Politik sagen, dass China unter der Regierung von Hu bald eine realistischere Weltsicht vertreten könnte als Frankreich. Ironisch ist dabei, dass China, immer ein kommunistisches und undemokratisches Land, bald eine stabilisierendere Außenpolitik verfolgen könnte als Frankreich, das eigentlich noch Verbündeter der USA ist.

Natürlich haben die Besucher aus China gelächelt und dem einen oder anderen sogar öffentlich zugestimmt. Aber die Welt hat sich verändert, seit General de Gaulle versuchte, an internationalem Einfluss zu gewinnen, indem er USA und Sowjetunion gegeneinander ausspielen wollte. Die chinesische Regierung hält die USA heute keineswegs mehr für einen „Papiertiger“ – wenn sie das Verdikt Maos überhaupt je geglaubt hat. Und: Beim internationalen Widerstand gegen den Irakkrieg blieben Chinas Proteste an Heftigkeit weit hinter denen Frankreichs zurück.

Dennoch wirbt Frankreich mit allen Mitteln um China. Zum Besuch Hus wurde ein „chinesisches Jahr“ ausgerufen. Der Eiffelturm wurde in rotes Licht getaucht, um das chinesische Neujahr zu feiern. In dem verzweifelten Versuch, China für die antiamerikanische Kampagne zu gewinnen, hat Frankreich darüber hinaus auch noch einigen von Chinas schlimmsten Eigenschaften Vorschub geleistet: Die Bücher des chinesischen Literaturnobelpreisträgers Gao Xingjian, der im Pariser Exil lebt, wurden vom Pariser Büchersalon ausgeschlossen, obwohl es dort eine Abteilung chinesischer Literatur gibt. Gaos Bücher sind in China verboten.

Man kann nur hoffen, dass Hu die Schmeicheleien Chiracs nicht glaubt, die vorspiegeln, dass China eine Weltmacht werden könnte, ohne sich im Inneren zu liberalisieren. Denn das ist der Subtext des Sirenenliedes, das aus Paris erklingt. Es ist aber nicht das Lied, das China hören sollte.

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