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Wirtschaft: Herr Kaiser geht in Rente Hamburg-Mannheimer und Victoria verschwinden

Berlin - Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer ist bald Geschichte. Und auch die Kicker des Zweitligisten Greuther Fürth werden im nächsten Jahr auf ihren Trikots nicht mehr für die Karstadt-Quelle-Versicherung werben, sondern für die Konzernmutter Ergo.

Berlin - Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer ist bald Geschichte. Und auch die Kicker des Zweitligisten Greuther Fürth werden im nächsten Jahr auf ihren Trikots nicht mehr für die Karstadt-Quelle-Versicherung werben, sondern für die Konzernmutter Ergo. Am Freitag hatte Ergo-Vorstandschef Torsten Oletzky mitgeteilt, dass der nach der Allianz zweitgrößte deutsche Erstversicherer sein Geschäft neu ordnen will. Dem Umbau fallen Traditionsmarken zum Opfer. Die Hamburg-Mannheimer wird im nächsten Jahr genauso verschwinden wie die Victoria Versicherung. Auch die Karstadt-Quelle-Versicherung ist betroffen: Sie wird in Ergo Direkt Versicherungen umbenannt.

Der Niedergang von Karstadt und Quelle hat die Diskussion über die Markenstrategie bei Ergo beschleunigt, räumte Oletzky ein. Mit der Umbenennung der Versicherung geht Ergo möglichen Konflikten mit dem Insolvenzverwalter über Markenrechte aus dem Weg. Zudem leidet das Neugeschäft darunter, dass viele Verbraucher glauben, dass die Karstadt-Quelle-Versicherung zu Arcandor oder Quelle gehört.

Von den Konzernmarken werden nur wenige überleben: Die Krankenversicherung wird unter dem Dach der DKV gebündelt, die Rechtsschutzversicherungen werden bei der D.A.S. zusammengeführt, auch die Reiseversicherung ERV besteht weiter. Alle anderen Lebens- und Sachversicherungen sollen unter der Marke Ergo laufen. Oletzky rechnet mit Kosten im mittleren zweistelligen Millionenbereich, um den neuen Namen aufzubauen. „Unsere Marken waren nicht hinreichend transparent“, begründet Oletzky den Umbau, zudem hätten sich die Versicherungen gegenseitig Konkurrenz gemacht. Für die Kunden werde sich nichts ändern. „Bereits geschlossene Verträge laufen weiter.“ Auch die Mitarbeiter hätten keine Nachteile. Verbunden mit dem neuen Markenauftritt werde es keinen Stellenabbau im Innendienst geben. Auch die bisherigen Vertriebswege würden erhalten.

Ergo, eine Tochter der Münchener Rück, steht unter Druck. In den ersten neun Monaten 2009 brach der Gewinn um drei Viertel auf 73 Millionen Euro ein. Hohe Abschreibungen im Zuge der Finanzkrise lasteten auf dem Ergebnis. Bereits 2008 hatte Ergo Sparmaßnahmen beim Personal beschlossen, 1800 Jobs von 22 000 im Innendienst sollen wegfallen. Frank Fassin von Verdi glaubt, dass der Umbau entgegen den Versprechen des Vorstands weitere Stellen kosten wird. „Wir verhandeln über Kostensenkungen, und dann soll eine neue teure Marke aufgebaut werden“, sagte Fassin dem Tagesspiegel. Auch Branchenexperten sind kritisch: „Ein neues Schild an der Tür löst keine Probleme“, warnte Manfred Poweleit, Herausgeber des Branchendienstes Map-Report. Heike Jahberg

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