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Schaut nach dem Rechten: Lars Windhorst im Olympiastadion beim Spiel zwischen Hertha und Bayern im Januar 2020.

© imago images/Nordphoto

Hertha-Investor bei Twitter: Lars Windhorst und sein Weg in die Kommunikationsoffensive

Die "Financial Times" schreibt etwas, Windhorst dementiert auf Twitter. Das scheint seine neue Taktik zu sein. Doch die Vorwürfe sind ernst.

Als am 20. Juni ein Account mit dem Namen „Lars Windhorst“ bei Twitter seinen ersten Tweet absetzte, dachten viele Nutzer, es handele sich um einen Fake. Zu verschlossen hatte sich ebenjener Investor und Unternehmer bislang in seiner gesamten Karriere gegeben, als dass man ihm eine solche Kommunikationsoffensive abkaufen wollte.

Doch der 44-Jährige, der seit zwei Jahren dank seines Investments in den Bundesligisten Hertha BSC, einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist, scheint Redebedarf zu haben. In einem zweiten Post erklärte er per Video, dass er es tatsächlich selbst ist. Den Account habe er ins Leben gerufen, um vermeintlich falschen Nachrichten entgegentreten zu können.

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Fast wirkt es, als habe er geahnt, dass er damit in den kommenden Wochen einiges zu tun haben würde. Das bislang letzte Mal holte er am Montag zum Dementi aus. Die „Financial Times“ hatte berichtet, dass die Bankenaufsicht Bafin Strafanzeige gegen Windhorst gestellt hat. Es soll Unregelmäßigkeiten in einer seiner Firmen gegeben haben. Dem Bericht zufolge geht es dabei um das Finanzunternehmen Evergreen Funding von Windhorst mit Sitz in Luxemburg.

Windhorst dementiert "FT"-Bericht

Das Bankkonto von Evergreen Funding sei eingefroren worden, die Berliner Staatsanwaltschaft ermittle, heißt es in dem Bericht. Der genaue Grund der Anzeige ist bislang nicht bekannt. Die „FT“ spricht zum einen von möglichen Unregelmäßigkeiten bei Bonds, die Evergreen Funding ausgegeben habe. Zum anderen heißt es dort, dass das Unternehmen 2020 rund 272 Millionen Euro an Windhorst überwiesen haben soll – obwohl die Firma selbst nur Finanzpapiere im Wert von 263,5 Millionen Euro besessen habe, schreibt die Zeitung.

Auf Bankgeschäfte ohne entsprechende Lizenz, so merkt die „FT“ an dieser Stelle an, stehen in Deutschland Haftstrafen von bis zu fünf Jahren. Die Bafin teilte auf Tagesspiegel-Anfrage mit, dass man sich hierzu nicht äußere.

Auf Twitter bezeichnete Windhorst den Bericht als „alte Geschichte“. Man sei bereits im Mai über die Ermittlungen informiert worden und habe fortan mit den Ermittlern zusammengearbeitet. Weiter schrieb er, weder Evergreen Fundings noch andere Firmen aus der Gruppe hätten regulierte Bankgeschäfte getätigt. Er sei „perplex“, dass die Bafin die Ermittlungen dennoch weiterführe.

Twitter als Verteidigungsplattform

Schon zuvor hatte Windhorst seinen Twitter-Account genutzt, um missliebige Presse zu beanstanden. Als am Montag die vorletzte Rate seines Investments bei Hertha BSC eingegangen war – 35 von insgesamt 345 Millionen Euro – kommentierte er: „An alle, die gezweifelt haben: Das Geld ist auf dem Konto von Hertha eingegangen. Viel Lärm um nichts.“ Auch die letzte Tranche werde er wie vereinbart überweisen. Zuvor hatte beispielsweise der „Kicker“ berichtet, die Rate sei bereits zum 1. Juli fällig gewesen und eine mögliche Pfändung von Anteilen rücke näher.

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Auch Berichte vom „Spiegel“ und dem „Manager Magazin“ knöpfte er sich vor und bezeichnete darin erhobene Vorwürfe als falsch. „Wir stehen weder mit dem Rücken zur Wand“, noch müssen und werden wir „Anteile abgeben““, schrieb er bei Twitter. Interviews, in denen er seine Sicht der Dinge darlegen konnte, legte er seinen Followern hingegen wärmstens ans Herz.

Er hat schon viele Höhen und Tiefs durchlebt

Sein Ruf ist ihm offenbar wichtig. Dabei hat er bereits so viele Höhen und Tiefen durchlebt, dass die Öffentlichkeit diverse Bilder von ihm zeichnen könnte. Am Anfang machte er sich als Jungunternehmer einen Namen, der schon mit 16 Jahren zwei Firmen gründete. Er begann damit, Computer zu verkaufen und hatte nach eigenen Angaben schon ein Jahr später einen Umsatz von 80 Millionen D-Mark. Wenige Jahre später wollte er nach Asien expandieren, stürzte jedoch mit der Asienkrise Ende der 1990er Jahre ab.

Als er sich dann dem neuen Markt zuwandte, bedeutete die platzende Dotcom-Blase nur wenig später die Insolvenz für seine Unternehmensgruppe und auch ihn als Privatperson. 2007 überlebte er einen Flugzeugabsturz nur knapp. Weil er mit veruntreuten Geldern in Höhe von 900.000 Euro seine Firmen retten wollte, verurteilte ihn das Landgericht Berlin 2010 zu einer einjährigen Haftstrafe auf Bewährung.

Die Sapinda-Gruppe, seine 2004 gegründete Investmentgesellschaft bugsierte er halbwegs schadlos durch die Finanzkrise. Seit einer Umfirmierung im Mai 2019 steht sie unter dem Dach der Tennor Holding. Einen Monat später gab Windhorst das Investment in Hertha BSC bekannt. Vielleicht will er zumindest diesen Namen frei von Skandalen halten. Ob Twitter ihm dabei hilft, ist fraglich.

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