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Hertie

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Hertie: Insolvenzverwalter will Hälfte der Häuser retten

Hoffnung für Hertie: Insolvenzverwalter Biner Bähr glaubt, die Hälfte der Warenhäuser retten zu können. Mehr als 4000 Beschäftigte schöpfen neue Hoffnung. Experten sind skeptisch.

Der Insolvenzverwalter der Warenhauskette Hertie, Biner Bähr, ist optimistisch, den Großteil des Unternehmens sanieren zu können. "Ich bin sicher, dass wir auch bei Hertie einiges retten können. Wir sind noch am Anfang des Verfahrens. Aber ich vermute, dass es mehr als die Hälfte der Häuser sein wird", sagte Bähr der "Welt am Sonntag". Hertie hatte am Donnerstag beim Essener Amtsgericht Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen betreibt 73 Filialen mit mehr als 4100 Mitarbeitern. Der Betrieb läuft zunächst weiter. Mit einem Team will Bähr jetzt die Kette durchleuchten und nach Fehlern und Verbesserungsmöglichkeiten suchen.

Bähr ging davon aus, dass es mindestens drei Monate dauern wird, die Warenhauskette auf Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten hin zu untersuchen. Er garantiert nach eigenen Angaben den Lieferanten, dass sie ihr Geld pünktlich bezahlt bekommen werden. "Meines Wissens ist bisher noch keiner abgesprungen", sagte der Insolvenzverwalter der Zeitung.

Land NRW lehnt Bürgschaft ab

Der Handelsexperte der Managementberatung Ernst&Young, Thomas Harms, bewertete in der "Welt am Sonntag" die Chancen für eine dauerhafte Rettung von Hertie skeptisch. "Ich beneide niemanden um diese Sanierungsaufgabe. Die Rettung wird ausgesprochen schwierig." Er habe den Eindruck, dass die Kunden solche kleinen Warenhäuser nicht mehr wollten. "Hertie bietet in jeder Warengruppe Mittelmaß, überall sind die Spezialisten besser."

Das Finanzhaus Dawnay Day und die britische Unternehmensberatung Hilco hatten die Warenhäuser einschließlich der Grundstücke 2005 vom damaligen KarstadtQuelle-Konzern für 500 Millionen Euro gekauft. Dawnay Day hält derzeit 85 Prozent an Hertie, Hilco 15 Prozent. Die Kette schreibt nach Branchenangaben konstant rote Zahlen, im laufenden Geschäftsjahr soll es ein Minus von 30 Millionen Euro sein. Die Investoren hatten die Verluste bisher ausgeglichen. Anfang Juli bekam Dawnay Day als Folge der Finanzmarktkrise aber selbst Probleme.

Unterdessen berichtete der "Focus" unter Berufung auf die nordrhein-westfälische Landesregierung in Düsseldorf, das Land wolle nur dann für Hertie bürgen, wenn die Kette einen neuen Eigentümer bekomme. Die Höhe der Bürgschaft würde sich nach dem Rating des Investors richten. Wie das Münchner Magazin weiter berichtet, musste eine andere ehemalige KarstadtQuelle-Tochter, die Hagener Bekleidungs-Kette SinnLeffers, im gerade zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2007/2008 ebenfalls einen Umsatzrückgang hinnehmen. Um wie geplant 2010 die Gewinnzone zu erreichen, schließe das Unternehmen Filial-Schließungen und einen Jobabbau nicht aus. (nim/dpa/AFP)

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